Ab heute startet die große einwöchige Reise mit dem kanadischen Veranstalter G Adventures. Lange habe ich auf diese Tour gewartet und aufgrund der hohen Nachfrage über 6 Monate im Voraus gebucht. Der Inka-Trail ist in der Regel 5 Monate im Voraus ausgebucht, das ist einfach nur krank. Die letzte Nacht im Pariwana Hostel habe ich gut ausgeschlafen und stehe um 7:45 Uhr auf. Nach einer warmen Dusche und einem Frühstück möchte ich meine restlichen Sachen aus dem Stauraum holen, um auszuchecken. Der erste Schock sitzt tief, ein Beutel mit meinen Sachen ist im Lagerraum nicht mehr zu finden. Dank Überwachungskameras schauen wir uns die Videos der letzten Tage an und finden den Übeltäter, der meinen Beutel im Lagerraum völlig versteckt umgestellt hatte. Wenig später hebe ich im Hostel Bargeld ab, checke aus und laufe vollgepackt die 3 Straßen weiter zur neuen Unterkunft „Hotel Prisma“. Das Einchecken im Hotel verlief schnell und unproblematisch, ich bekomme den Schlüssel für ein Einzelzimmer. Auf der Veranstalterliste von G Adventures ist mein Name abgedruckt und das offizielle Briefing ist um 15:30 Uhr in der Hotellobby. Bis zum Nachmittag verweile ich in meinem Zimmer, lade die technischen Geräte auf, sichere meine Bilder und schreibe mein Kosten- und Tagebuch. Zur vereinbarten Zeit sammeln sich die Teilnehmer der Tour in der Hotellobby und wir laufen alle gemeinsam zum 5 Minuten entfernten Office von G Adventures. Insgesamt sind an diesem Tage drei Gruppen im Office anwesend. Eine Gruppe läuft des Lares-Trek, die anderen beiden Gruppen den Inka-Trail. In einem kleinen Vortrag bekommen wir den Verlauf der einwöchigen Tour genauer erläutert, füllen noch ein wichtiges Anwesenheitsformular aus und lernen unseren Guide Alexander kennen. Am Ende der Veranstaltung kann jeder Teilnehmer im Office diverse Outdoorsachen, wie Isomatte, Schlafsack und Wanderstöcke gegen einen Aufpreis ausleihen. Außerdem bekommt jeder Teilnehmer eine Tasche für die Wanderung gestellt. Die Tasche von G Adventures ist für den Inka-Trail vorgesehen, wo jeder Teilnehmer bis zu 6 kg an persönlichen Sachen verstauen kann, die dann von Trägern während der Wanderung mitgeführt werden. Darin habe ich schließlich meine Isomatte, Schlafsack, Wechselklamotten und Schuhe verpackt. Den Rest des Tages kaufe ich in Cusco Lebensmittel ein, esse Abendbrot auf meinem Zimmer und packe alle Sachen für die Tour ein. Die Erkältung der letzten Tage ist fast weg aber trotzdem fühle ich mich weiterhin sehr müde, träge und schlapp.
- Tag 1 – Erstes Kennenlernen der Teilnehmer und Tour durch das Sacred Valley: Heute geht es endlich los. Um 6:30 Uhr stehe ich auf, mache mich frisch und begebe mich zum Restaurant des Hotels zum Frühstück hinunter. Danach lasse ich im Hotel meinen großen Rucksack verstauen, da dieser während der gesamten Tour nicht benötigt wird. Ich werde nur meinen kleinen Rucksack sowie die gestellte Tasche von G Adventures mit mir führen. Um 7:45 Uhr geht es mit dem Bus bei schönem Wetter endlich los. Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Erkundung des Sacred Valley. Erst ab Morgen startet schließlich die Wanderung des Inka-Trails. Erstes Ziel der Busreise ist der Aussichtspunkt „Pukamuqu“ mit der Statue „Cristo Blanco“ oberhalb von Cusco. Von hier aus habe ich einen traumhaften Ausblick auf den historischen Stadtteil von Cusco. Nach einer kurzen Fotosession geht die Reise weiter zu einem von G Adventures unterstützten Projekt. Es handelt sich dabei um eine einheimische peruanische Familiengemeinde mit einer Alpakafarm, ganz versteckt im Hinterland von Cusco. An diesem Ort legen wir eine längere Pause ein. Unsere Gruppe bekommt die Produktion und den Färbungsprozess der Alpakawolle erklärt. Außerdem gibt es heißen Tee mit frischer Minze, Kamille und Eukalyptus. Nebenbei können lebende Alpakas gefüttert und fotografiert sowie Klamotten aus der Alpakawolle gekauft werden. Nach einer Stunde geht die Reise weiter und wir fahren zur Inka-Stadt „Pisac“. Das tolle während der heutigen Tour ist, dass der Bus auch an einzelnen kleinen Aussichtspunkten auf dem Weg zu den Zielen für ein paar Fotos anhält. Während der Fahrten lege ich immer eine kleine Schlafpause ein, ich bin noch viel müde aufgrund der Höhe. Da ich die Stadt „Pisac“ bereits im Vorfeld besichtigt habe, klinke ich mich von der Gruppe aus und besichtige einen anderen Teil der Ruine, nämlich den heiligen Ort des „Intihuatana“. Unterhalb von Pisac an den Anbauterrassen führt ein schmaler Pfad weiter zu der heiligen rituellen Stätte des „Intihuatana“. Diesen Ort bekommt man durch eine Tour nicht gezeigt. Intihuatana sind heilige rituelle Steine der Inkas. Ich erkunde die Gegend knapp eine Stunde lang und begebe mich danach wieder alleine zum Bus zurück. Das Wetter spielt mit und der Blick auf das Sacred Valley ist ebenfalls ein wunderschönes Erlebnis heute. Zur Mittagszeit fahren wir weiter zu einem von G Adventures unterstützen Restaurant, was einheimische Speisen für die Besucher zaubert. Absolutes Highlight für mich war das Getreide „Quinoa“, extrem lecker. Bei einem Wechsel aus Sonne, Wolken und Regen genieße ich das 4-Gänge-Menü. Gegen frühen Nachmittag geht die Reise weiter nach „Ollantaytambo“. Im Ort angekommen, checken wir im „Hotel Las Orquideas“ ein und haben eine Stunde für eine Ruhepause zur Verfügung. Das Hotel ist wirklich ein wunderschöner versteckter und entspannter Ort, unweit von den Ruinen entfernt. Das letzte Ziel des Tages steht an, wir besichtigen die Ruinen von „Ollantaytambo“. Unser Guide führt uns durch die Ruinen durch und danach bleibt genügend Zeit zur freien Erkundung dieser Gegend. Bei meiner letzten Tour hierher habe ich leider viel zu wenig Zeit gehabt, das hole ich jetzt nach. Ich verweile in der Tempelanlage bis zur Schließung um 17:30 Uhr. Eine Stunde später gibt es eine kleine Besprechung mit dem Guide Alexander, was den nächsten Tag auf uns zukommt. Den Rest des Abends gehe ich mit einen Teil meiner Gruppe in der Stadt Abendessen und wir lassen Tag schön ausklingen. Am Ende schreibe ich auf meinem Hotelzimmer das Kosten- und Tagebuch und gehe zeitig ins Bett, da am nächsten Tag die Wanderung des Inka-Trails startet.
- Tag 2 – Wanderung von KM 82 zum Wayllabamba: Am nächsten Tag geht der Höhepunkt der Tour los, die Wanderung des Inka-Trails. Um 6:30 Uhr stehe ich auf, dusche mich und begebe mich zum Frühstücksbuffet hinunter. Um 8 Uhr fahren wir pünktlich mit dem Bus zum Startpunkt KM 82 der Wandertour. Der Inka-Trail beginnt aber nicht dort, sondern erst ab KM 88. Somit ist das Ziel des ersten Tages die Wanderung zum eigentlichen Inka-Trail mit der Campsite „Wayllabamba“. Mit dem Bus fahren wir irgendwo im nirgendwo von der Hauptstraße auf eine Nebenstraße ab. Es gibt weder einen Wegweiser noch einen Hinweis zum Start des Inka-Trails. Nach 30 Minuten auf dieser schmalen Schotterpiste, vorbei an kleinen Dörfern, erreichen wir schließlich das Ende mit einem großen Parkplatz, wo weitere Busse mit Wanderer stehen. Die Fahrt von „Ollantaytambo“ dauerte insgesamt 2 Stunden. Am Parkplatz treffen wir das erste Mal auf unsere Träger, die alle einheimische Peruaner zwischen 20 und 67 Jahre alt sind. Die G Adventures Gruppe mit 2 Guides besteht aus 13 Leuten, dazu extra unsere 19 Träger, die für uns die Zelte, Lebensmittel, Küche und Ausrüstung (extra Tasche pro Person mit bis zu 6 kg) tragen werden. Letztendlich trägt jeder Wanderer seinen Tagesrucksack mit Verpflegung, Getränke, Wechselklamotten, Wertsachen und Kamera mit sich. Das wir so viele Träger für den Inka-Trail haben, hatte ich nicht erwartet. Ein komisches und wirklich bedrückendes Gefühl zu sehen, dass die Menschen unsere Sachen über mehrere Tage tragen werden. Die beiden Guides besprechen mit uns die letzten Einzelheiten und danach schießen wir ein gemeinsames Foto am Bahnübergang. Danach geht es zum Checkpoint am Fluss hinunter. Hier bekommen wir das Inka-Ticket vom Guide und müssen mit dem originalen Reisepass am Schalter vorbei. Am Kontrollpunkt werden die Daten mit den ausgedruckten Registrier-Listen abgeglichen und schließlich können wir den Weg über die Brücke passieren. Alle Wanderer lassen die Träger als erstes passieren, da diese im Vorfeld das Lager am ersten Zwischenziel aufschlagen werden. Teilweise mit Sandalen und extrem viel Gepäck laufen die Träger zügig los, ich bin einfach nur sprachlos. Am Startpunkt sind zwar viele Wanderer und Träger unterwegs aber es wirkt nicht überfüllt. Bei sonnigem Wetter laufen wir die ersten Kilometer direkt am Fluss entlang. Die Landschaft wirkt sehr trocken und viele Kakteen sind am Wegesrand zu finden. Mit Fortschreiten des Pfades ändert sich die Flora stetig. Während der Tour legen wir an zahlreichen Stellen kleine Essens- und Lehrpausen ein. Die beiden Guides stellen sicher, das keiner verloren geht. Somit läuft ein Guide immer Voraus, wo hingegen der andere Guide beim letzten Mann in der Gruppe verweilt. Einige Zeit später geht es immer steiler den Berg hinauf. Das Wetter bleibt schön und es dauert nicht lange, da bekommen wir die ersten Inka-Ruinen zu Gesicht. Der nächste Teil der Wanderung führt durch ein schmales Tal, wo wir die erste große Mittagspause in einem wunderschönen bewaldeten und bewirtschafteten Teil des Tals einlegen. Unsere 19 Träger haben bereits alles aufgebaut und sind dabei, das Mittagessen herzurichten. Wenig später bekommen wir eine warme Mahlzeit, wir sind alle ziemlich überrascht und erstaunt über die Leistung der Träger. Nachdem Mittagessen haben wir 30 Minuten für uns, bevor die Wanderung weitergeht. In dieser Zeit haben unsere Träger die Zelte und Materialien abgebaut und alles gesäubert. Zum frühen Nachmittag laufen wir weiter in das schmale Tal hinein und das Wetter wird schlechter. Leichtes Gewitter und Donner sind am Himmel zu verspüren und ein kleiner Regenschauer geht schnell wieder vorbei, Glück gehabt. Einige Kilometer später klart das Wetter wieder auf und die Sonne kommt heraus. Ohne Probleme oder Beschwerden laufe ich die Strecke weiter bergauf und genieße die umliegende fremde Landschaft. Mitten im Tal treffen wir auf kleine Siedlungen, an den wir eine Pause einlegen und erreichen am Nachmittag um 16 Uhr unser erstes Lager „Wayllabamba“. Unser Schlafplatz befindet sich auf einen Privatgrundstück einer peruanischen Familie in der kleinen Bergsiedlung. Die Träger haben bereits unsere Schlafzelte sowie Küche und Lager aufgebaut. Jeweils zu Zweit schlafen die Leuten in den orang-roten Zelten, ich bekomme ein gelbes Singlezelt. Das ist genau richtig für mich, kein Schnarchen oder Grunzen in der Nacht. Nachdem wir uns ausgeruht und unsere Sachen getrocknet haben, gibt es eine Kaffeepause um 17 Uhr. Neben Keksen mit Tee, heißer Schokolade oder Kaffee gibt es auch Popcorn zum Verzehr. Jetzt stellt uns der Guide alle 19 Träger höchstpersönlich vor. Voller Respekt und Hochmut lernen wir diese kleinen Menschen kennen. Neben Namen und Alter erfahren wir auch einiges über deren Kinder und Familienstand. Um 19 Uhr gibt es schließlich ein reichhaltiges Abendessen und eine Stunde später liegen alle schon in Ihren Zelten herum. Da die Wanderung Morgen sehr früh startet gehe ich bereits um 21 Uhr schlafen. Es war ein sehr schöner erlebnisreicher Tag heute gewesen, mal sehen was die nächsten Tage auf mich so zukommt.
- Tag 3 – Wanderung vom Wayllabamba nach Pacaymayu: Die erste Nacht im Zelt habe gut überstanden und um 5 Uhr morgens höre ich eine sanfte Stimme, die mir einen Coca-Tee anbietet. Das nenne ich einen perfekten Wecker… Jeder von unserer Gruppe bekommt einen warmen Tee und eine Schüssel mit warmen Wasser zum erfrischen vor sein Zelt gestellt. Ich packe aufgeregt meine Sachen ein, putze Zähne und freue mich schon auf das Frühstück. Die anderen Leute meiner Gruppe sind eher träge und kämpfen mit der frühen Uhrzeit. Um 5:40 Uhr treffen wir uns alle im Aufenthaltszelt zum gemeinsamen Frühstück. Die Träger haben bereits alles her geräumt und warten sehnsüchtig darauf, dass Sie unsere Zelten abbauen können. Eine Dreiviertelstunde später geht die Wanderung bei Sonnenaufgang schließlich los. Die nächsten 5 Stunden geht es nur bergauf, mal steil, mal weniger steil. Der Anstieg ist moderat und nicht zu anstrengend. Je nach Höhe verändert sich die Vegetation. Wir durchqueren Buschlandschaften, tiefe Regenwälder mit viel Moos und einige Wasserstellen.Von knapp 3.000 Höhenmeter geht es hinauf auf über 4.200 Meter zum „Dead Women Pass“. Nach 3,5 Stunden Wanderzeit erreichen wir das Basiscamp für eine große Pause mit Toilette. Danach geht es für 1 bis 1,5 Stunden nochmal bergauf zum Pass. Die letzten Kilometer zum Pass waren ähnlich dem vom „Rainbow Mountain“. Alle 100 Meter muss ich eine Pause von 2 bis 5 Minuten einlegen, ich bin völlig aus der Puste. Die Höhenkrankheit merke ich gottseidank hier nicht. Ich bin der erste Teilnehmer der Gruppe, der den Pass heute erreicht, yeah… Mein großen Respekt gilt den Trägern, die die gleiche Strecke wie wir bewandern aber eben mit viel mehr Gepäck. Auf dem Pass legen wir eine große Vesperpause mit gemeinsamen Gruppenfoto ein. Das Wetter spielt mit und beschert uns einmalige Blicke auf die umliegende Berglandschaft. Nach einiger Zeit wird die Wanderung fortgesetzt. Jetzt geht es die letzte Stunde zum Ziel „Pacaymayu“ nur noch bergab. Von der kargen Graslandschaft wandelt sich die Flora in einen schönen dichten Regenwald am Camp „Pacaymayu“. Ich komme mit den anderen Teilnehmern um 14 Uhr an und wir haben genügend Zeit zum Ausruhen. Im Camp haben bereits unsere Träger alle Schlafzelte sowie Küche und Aufenthaltszelt vollständig aufgebaut. Die Wanderung ging heute über viele Steinpfade mit Treppen hinauf, der originale Pfad der Inkas prägte an vielen Stellen das Bild des Weges. Das zweite Basislager liegt wunderschön in einem Tal, umschlossen von einer hohen Bergkette und einen dichten Regenwald. Am Nachmittag gibt es für uns wieder eine Stärkung mit Keksen, Tee, heißer Schokolade sowie Kaffee und Popcorn. Am Abend bereiten uns die Träger wieder ein sehr leckeres und reichhaltiges Abendessen zu. Das Wetter bei der Wanderung bleibt unerwartet schön, trotz Regenzeit in Peru.
- Tag 4 – Wanderung von Pacaymayu zum Winay Wayana: Die Nacht konnte ich sehr gut schlafen und stehe schon sehr aufgeregt um 4:40 Uhr auf. Es wird langsam hell und wenig später bekommen wir vom Guide und den Trägern einen warmen Coca-Tee sowie eine Schüssel mit Warmwasser zum erfrischen. Heute geht es wieder zeitig mit der Wanderung um 6:30 Uhr los. Zuvor wird schön gefrühstückt und alle Sachen eingepackt. Bei traumhaften Wetter und einer tollen Fernsicht steigen wir den Berg zur Ruine „Runkuraqay“ hinauf. Die Farben der Landschaft sind heute Vormittag besonders intensiv und facettenreich. An der Ruine „Runkuraqay“ angekommen, legen wir eine Pause ein und bekommen von unserem Guide Alexander einiges zur Geschichte des Ortes erklärt. Danach geht es immer weiter den Berg hinauf. Ich verfalle in die Fotografie und werde immer langsamer beim Wandern. Am Gipfel des Berges angekommen, ruhe ich mich kurz aus, esse eine Kleinigkeit und steige zur anderen Seite weiter hinab. Jetzt ändert sich die Vegetation auf einen Schlag. Einige Wolken ziehen auf und verwandeln die Landschaft in ein dunkles Grau, kurz danach wieder in ein farbenprächtiges Reich. Der schöne Mix aus Sonne und an den Bergen hängenden Wolken ist unglaublich schön. Der Inka-Pfad ändert an diesem Tage sehr häufig sein Gesicht. Der Wanderweg führt ausschließlich auf den alten Steinpflaster entlang, der ursprüngliche Inka-Pfad kommt immer deutlicher zum Vorschein. An kleinen Bergseen sehe ich sogar Rehe grasen. Dank meiner Kamera hänge ich meiner Gruppe ganz schön hinterher und bin zeitweise sogar der Letzte. Am späten Vormittag erreiche ich die zweite Ruine „Sayacmarca“, die ich mir ebenfalls genauer anschaue. Hier treffe ich ich auf meine Lieblingsreisenden, die Franzosen. Besonders laut, langsam und teilweise rücksichtslos traben diese fremden Wesen umher und wollen nicht wirklich in diese Landschaft passen. Es ist kein Ort für Euch, bleibt lieber zu Hause… Nachdem ich die Ruinen „Sayacmarca“ und weitere kleine Areale im Umfeld erkundet habe, geht die Reise weiter durch den Regenwald. Der Regenwald ändert seine Gestalt und wird immer dunkler. Stark bewachsene und moosbedeckte Bäume sind am Wegesrand zu erkennen sowie hohe Sträucher und dunkle Wegabschnitte kommen auf mich zu. Es ist faszinierend, wie schnell und extrem stark sich die Vegetation in dieser Gegend ändert. Einige Kilometer weiter erreiche ich einen Campingplatz, wo ich auf meine Gruppe wieder stoße. Ich lege eine kurze Rast ein und setze die Reise fort. Jetzt bin ich nicht mehr der Letzte im Bund. Das Wetter bleibt schön, die Sicht recht klar und der Mix aus Sonne und Wolken macht diesen Tag heute besonders interessant. Jetzt beginnt für mich einer der schönsten Abschnitte auf dem Inka-Trail. Der Steinpfad geht immer weiter bergauf und ich laufe an steilen Berghängen entlang, durch einige kurze Steinhöhlen hindurch, durch tiefe dunkle Regenwälder sowie an moosbedeckte Wiesen vorbei. Die Moose strahlen in den Farben Apfelgrün über Gelb bis hin zu Orange und Rot. Der Pfad führt direkt auf einem Gebirgskamm entlang, wo ich einen wunderschönen Rundumblick in alle Richtungen erhalte. An der Hang abgewandten Seite sind meist uralte moosige Bäume und hohe saftig grüne Gräser, auf der anderen Seiten eher viel Wiese, große Bäume und Palmen sowie Orchideen vorhanden. Allein diese zahlreichen Mikro-Ökosysteme in Kombination mit dem alten gepflasterten Inka-Trail zu erleben ist ein absoluter Wandertraum. Einige Kilometer laufe ich ganz für mich alleine diesen Pfad entlang, schieße zahlreiche Bilder und versuche so viele Eindrücke wie möglich zu erleben. Mich erinnert der Inka-Pfad ganz stark an Hawaii mit dem Kalalau-Trail an der Napali Coast auf Kauai. Es sind einer der schönsten Wanderpfade, die ich bisher auf meiner jungen Reise erkundet habe. Zur Mittagszeit erreiche ich das „Machu Pikchu Camp“, wo ich auf meine Gruppe zustoße. Unsere Träger haben bereits alle Zelte für das Essen aufgebaut, dieser Ort ist nur für die Pause gedacht. Eigentlich schade, bei diesem tollen Ausblick auf die Landschaft… Unser Träger-Koch wächst über sich hinaus und zaubert uns ein unvergessliches Mittags-Menü auf den Tisch. Als Getränke bekommen wir Tee und Wasser, danach eine Suppe und anschließend ein großes Festmahl mit zahlreichen Buffetplatten. Es gibt eine Gemüseplatte, zwei verschiedene Reissorten und eine Fleischplatte mit Schwein. Der krönende Abschluss als Dessert bildet eine selbstgemachte Torte, der Wahnsinn. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Trägern für diesen Service und die grandiose Verpflegung auf dem Inka-Trail. Nach der gelungenen Überraschung unserer Träger erkunde ich die Gegend und schieße schöne Bilder, vor allem der Blick auf die Ruine „Phuyupatamarca“ ist besonders eindrucksvoll. Um 14 Uhr geht die Wanderung weiter und bis dahin haben unsere Träger alle Sachen eingepackt und befinden sich bereits auf dem Weg zum nächsten Camp. Der Inka-Pfad geht jetzt fast nur bergab und über lange Treppen erreichen wir schließlich die nahe gelegene Ruine „Phuyupatamarca“. An diesem Ort legen wir eine Pause ein und unser Guide erzählt uns einiges zu den Inkas und ihren Ritualen, Bräuchen und Leben. Zum Nachmittag erreichen wir die letzten Ruinen „Intipata“, legen eine Pause ein und schießen ein gemeinsames Gruppenfoto. Die letzte Wanderstunde steht bevor und wir begeben uns zum Übernachtungscamp „Winay Wayana“. Nach über 11 Stunden Wanderzeit kommen wir alle ziemlich müde und kaputt um 17:30 Uhr im Camp an. Am Camp haben bereits unsere Träger alle Zelte aufgebaut und erwarten uns schon. Wir machen uns kurz frisch und anschließend gibt es eine kleine Kaffeepause. Bis zum Abendbrot legen alle Teilnehmer der Gruppe das Trinkgeld für die Träger, den Koch und den Chef der Truppe zusammen. Nach unserem letzten tollen Abendessen kommen wir mit den Trägern nochmal zusammen, bedanken uns sehr herzlich bei Allen, überreichen das Trinkgeld und schießen ein gemeinsames Gruppenfoto. Jeder Teilnehmer gibt im Schnitt zwischen 50 und 90 Euro Trinkgeld für diesen einzigartigen Trip an die Träger ab. Der Chef der Träger bekommt den Geldumschlag und teilt das Trinkgeld unter seinen Leuten auf. Um 21 Uhr gehe ich schließlich wie die anderen schlafen, denn morgen geht es sehr zeitig los. Es war mit Abstand der schönste Tag auf dieser Tour für mich gewesen, einfach unbeschreiblich und schwer in Worte zu fassen.
- Tag 5 – Wanderung vom Winay Wayana zum Machu Pikchu: Die letzte Nacht im Zelt habe ich sehr gut geschlafen und der Wecker klingelt bereits um 3:20 Uhr. Wo ich wieder völlig aufgeregt bin, kommen meinen Gruppenteilnehmer kaum aus dem Zelt heraus. Die Guides brauchen heute etwas Geduld und viel Überzeugungsarbeit, um die letzten Leute aus Ihren Zelten zu locken. Es ist ein wunderschöner klarer Sternenhimmel und die beste Chance auf einen tollen sonnigen Tag im Machu Pikchu. Nicht so ein verregnetes Wetter wie bei meinem ersten Besuch des Machu Pikchu. Um 4 Uhr morgens gibt es für jeden ein kleines Frühstück und wenig später geht es langsam auf den Weg zum Machu Pikchu. Vor dem letzten Kontrollpunkt warten wir eine weitere Stunde ab, bis alle anderen Gruppen den Weg passiert haben. Denn unser Guide möchte, dass wir als Letzter starten, damit wir Ruhe auf dem Pfad haben. Warum wir so früh aufstehen mussten lag eher daran, dass die Träger alles abbauen mussten und sich auf den Weg zum Zug begeben. Ab hier trennen sich die Wege von meiner Gruppe und den Trägern. Um 5:30 Uhr geht die 6 km lange Wanderung zum Machu Pikchu los. Die Sonne geht auf und die letzten Wolken verziehen sich. Ab jetzt wird es immer wärmer und mich wundert die Hitze in solch einer Gegend im tiefen Regenwald. Selbst unser Guide Alexander sagt uns, solche Tage sind wirklich selten im Jahr mit so einem herrlichen Wetter und einer grandiosen Fernsicht. Die Wanderung ist recht einfach und führt überwiegend im schattigen Regenwald entlang. Wir passieren einige Steintreppen und um 7 Uhr kommen wir schließlich am Eingangstor zum Machu Pikchu an, dem „Inti Punku“, auch „Sun Gate“ genannt. Meine weiteren Erlebnisse berichte ich im nächsten Blog.
Fazit Inka-Trail: Dieser Abschnitt der Reise war ein absoluter Höhepunkt für mich gewesen. Der Inka-Pfad ist mit Abstand einer der schönsten Trails, die ich bisher belaufen habe. Leider ist der Pfad weit im Voraus ausgebucht, sodass eine Buchung von 5 oder 6 Monaten im Voraus zwingend erforderlich ist. Außerdem kann der Pfad nicht alleine bewandert werden, sodass leider eine Buchung mit einer Tour und einem Guide erforderlich ist. Allerdings ist der Pfad nicht überlaufen, wie andere behaupten. Es werden pro Tag maximal 500 Personen auf den Pfad neu zugelassen. Von den 500 Personen sind etwa zwei drittel nur Träger, der Rest sind Touristen aus allen möglichen Ländern (bei meinem Besuch kamen die meisten Besucher aus Europa). Ich konnte während der mehrtägigen Wanderung viele Stunden alleine den Pfad bewandern und die fremde Umgebung genießen. Wer flexibel durch Peru reisen möchte, für den gibt es andere Alternativpfade, die ebenso sehr schön sein sollen (Lares-Trek, Salkantay-Trail uvm.). Diese Wanderpfade können spontan bewandert werden und benötigen keine Tour mit Guide. Meine eindrucksvollsten Erlebnisse dieser einwöchigen Tour mit G Adventures waren:
- Aufstieg zum Dead Woman Pass in über 4.200 Meter Höhe
- Zweiter Wandertag des Inka-Trails von Pacaymayu zum Winay Wayana
- Besuch einer peruanischen Familiengemeinde (Alpakafarm und Tee mit frischen Kräutern)
- Leckere lokale Küche zum Mittag in einem Restaurant im Sacred Valley (Quinoa)
- Traumhaftes Wetter über den gesamten Zeitraum der Tour mit freien Blicken auf die umliegenden Berge, Täler und Ruinen
Im nächsten Beitrag berichte ich über meine Eindrücke und Erlebnisse in der Inka-Stadt Machu Pikchu. Ich habe die große Inka-Ruine zweimal besucht und habe dabei zwei völlig gegensätzliche Wetterseiten erlebt.
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