Am Abreisetag auf O’ahu stehe ich gegen 6 Uhr auf, dusche mich und packe alle Sachen samt Zelt in meine Rucksäcke. Die vielen Hühner auf jedem Campingplatz sind der perfekte Wecker und nerven mich so langsam. Es würde mich nicht stören, wenn es um 6 Uhr wäre aber die Mistviecher fangen schon um 4 Uhr an, Lärm zu machen. Auch hier das Gleiche Schauspiel, die Besucher haben die Tiere gefüttert und damit hat die Vermehrung eingesetzt. Ich jedenfalls verjage jedes einzelne Huhn mit Stock, Steinen und Sand und verteidige mein Essen. Nachdem Frühstück säubere ich meine Kameraausrüstung wegen des vielen Salzes und dann geht es gegen 8 Uhr über die Straße 63 zum Flughafen nach Honolulu. Die Alamo Station liegt etwas versteckt und außerhalb des Flughafengeländes aber ich finde diese ohne Navi und kann meinen Mietwagen frühzeitig abgeben. Am Honolulu Airport checke ich selbst am Terminal ein. Die Hawaiian-Airline hat an jedem Airport sogenannte „Self-Checkin-Automaten“, wo jeder Flugreisende sein Flug- und Gepäckticket selbst ausdruckt und das Gepäckstück wiegt. Erst danach kann das Gepäck am Schalter aufgegeben und zum Security-Check gegangen werden. Jedes Gepäckstück pro Inter-Island-Flug kostet hier 15 Dollar, bei United Airlines sind es sogar 25 Dollar. Das Übergewicht wird mit 50 Dollar betraft, was ich aber bisher immer vermeiden konnte. Beim Gewicht des Handgepäcks sind alle bisherigen Airlines sehr lasch gewesen, am Besten alles was geht mit ins Flugzeug nehmen. Der Weg zum Security-Check dauert, es hat sich eine über 200 Meter lange Menschenschlange gebildet und das kostet mich fast eine Stunde. Der Flughafen in Honolulu ist einfach Stress pur und nervig. Dann geht es endlich los, mit einem kleinen Propellerflugzeug fliege ich nach Hoolehua auf Molokai. Nach 25 Minuten Flug, einer geringen Flughöhe und einer sehr schnellen Start- und Landephase komme ich gegen halb zwei auf der kleinen Insel an. Auf dem winzigen Molokai Airport laufe ich 200 Meter entfernt zur Mietwagenstation und bekomme zügig mein Fahrzeug. Zu Beginn fahre ich zur Inselhauptstadt „Kaunakakai“ und esse Mittag im „Molokai Burger“. Der gleichnamige Burger hat super geschmeckt und kann ich nur empfehlen. Anschließend werden wieder Lebensmittel für die nächsten Tage eingekauft. Dann wollte ich zum Visitor Center aber die Öffnungszeiten waren dann doch recht knapp bemessen. Die haben nur von Mo-Fr von 9-12 Uhr Dienst. Solche Arbeitszeiten möchte ich auch einmal haben. Wenig später fahre ich zu meinem Campingplatz, den „Palaa’u State Park“ in der Nähe vom „Kalaupapa Lookout“. Für diesen Campingplatz habe ich im Vorfeld über das Internet die Camping Permits ausgestellt und bezahlte hierfür pro Nacht 18 Dollar (teuersten Nächte auf den Inseln). In der Nähe des Campingplatzes schaue ich mir am gleichen Tage den „Phallic Rock“ (heiliger Ort der nativen Hawaiianer) und den „Kalaupapa Lookout“ (toller Aussichtspunkt auf das Kalaupapa Valley) an. Am frühen Abend baue ich mein Zelt im „Palaa’u State Park“ auf und esse anschließend Abendbrot. Der Campingplatz ist sehr schön, liegt auf auf einer Lichtung und ich bin ganz alleine dort.
Die erste Nacht auf dem Campingplatz war für mich sehr ungewohnt und unruhig gewesen. Ich konnte nicht gut schlafen. Jeder andere Campingplatz, auf denen ich übernachtet habe, war mit Campern besucht aber hier war kein einziger Mensch. Jedes Geräusch vom Wind oder Regen machte mich nervös, trotz Ohropax. Der „Palaa’u State Park“ liegt sehr weit oben auf dem Berg und dort ist es immer feucht und windig. Gegen 6 Uhr morgens fahre ich zum ersten Ziel, das „Halawa Valley“, was im äußersten Osten der Insel liegt. Das Wetter wird besser und ich erlebe nach einer angenehmen einstündigen Fahrt einen wunderschönen Sonnenaufgang über dieses Tal. Das Ziel heute ist die um 9 Uhr startende kulturelle Wandertour zu den „Halawa Falls“. Eine Wanderung durch dieses Tal ist nur mit einem Guide möglich. Dieser Guide war letztendlich ein Einwohner des Tals und der Treff war pünktlich um 9 Uhr am Picknickplatz am Ende der einzigen Straße. Mit einer kleinen Gruppe aus acht Schülern, einem Lehrer und einen amerikanischen Pärchen ging es schließlich los. Zu Beginn der Tour wurden Sitten und Bräuche der nativen Hawaiianer dieser Insel erklärt und teilweise auch durchgeführt. Die Begrüßung eines Nachbarn oder anderer Menschen erfolgte nicht durch einen Handschlag, sondern mit Gesängen, direktem Blickkontakt, einer „Nase-Nase-Berührung“ und die eine Hand wurde auf die Schulter des Anderen gelegt. Anschließend wurde uns in einer halben Stunde die Geschichte das „Halawa Valley“ in Worten und Bildern näher gebracht (z.B. Einwohnergeschichte, Landwirtschaft, Tsunami von 1946 usw.). Die Schülergruppe und der Lehrer gingen alleine zum Wasserfall voraus und so bestand die eigentliche Tourgruppe nur aus 3 Personen. Einfach spitze… Für 60 Dollar pro Person ging die Tour 4 Stunden lang mit jeder Menge Hintergrundinformationen zu den wahren Hawaiianern von Molokai. Außerdem wurde die Geschichte des Tals erklärt und am Ende erfolgte eine 2-Meilen-Tour (One-Way) zu den „Halawa Falls“, wo ich baden und von einer Höhle aus in 6 Meter Höhe in das Wasser springen konnte. Die Tour wurde sehr gut durchgeführt und bot mir ein unvergessliches Erlebnis. Eine Buchung vorab habe ich nicht durchgeführt, sondern mich der Gruppe einfach angeschlossen. Das „Halawa Valley“ ist im Besitz von mehreren Familien und nicht der Regierung oder einem Menschen. In der Tour wurde mir auch die wahre Bedeutung des Wortes „Aloha“ erklärt. Es ist nicht nur eine „Begrüßung“ oder ein „Hallo“. Die tiefere Bedeutung des Wortes beruht auf Respekt, Mitgefühl, Nächstenliebe und ist eine Begrüßung auf herzliche Art und Weise. Es ist schwer in Worte zufassen aber ich habe es ein wenig mit Tibet verglichen. Ich glaube die Hawaiianer haben jede Menge Parallelen zu den Tibetern. Ein Volk, was sich nicht gegen andere wehrt, ein Volk was immer friedlich bleibt und jedem Respekt, Mitgefühl und Nächstenliebe entgegenbringt. Ein Volk, was im Einklang mit der Natur lebt und eine tiefe spirituelle Verbindung zur Natur, den Tieren und den Mitmenschen eingeht. Die Einwohner dieses Tals leben ausschließlich vom eigenen Farmland und gehen nicht in den Städten der Insel einkaufen. Alles was die dort lebenden Einwohner benötigen wird angebaut und entsprechend geerntet. Der Guide (Greg) dieser Tour wuchs in dem Tal auf und führt das Erbe seines Vaters (Anakala Pilipo) fort. Der Weg zu den „Halawa Falls“ war sehr beeindruckend und führte durch wilden, fast unberührten tropischen Regenwald. Die „Halawa Falls“ bestehen eigentlich aus über sieben Wasserfällen, wovon wir den eindrucksvollsten uns angesehen und darin gebadet haben. Am Ende der Tour bekommt jeder Teilnehmer noch eine frisch geerntete Papaya geschenkt. Ich kann jedem die Tour empfehlen, der mehr zur Geschichte der nativen Hawaiianer wissen möchte. Nach der Tour schaute ich mir den Strand des „Halawa Valley“ an und esse auf einer Holzbank meine Schnitten. Auf dem Rückweg mit dem Auto hielt ich an der Küste an diversen eindrucksvollen Punkten an. Gerade die ersten 10-15 Meilen nach dem „Halawa Valley“ Richtung Süden und Westen sind sehr sehenswert. Ich sah viele Krebse und Gestein in zahlreichen Farbtönen mit Streifen durchzogen die Felsen. Am Nachmittag fahre ich zur Inselhauptstadt zurück, esse ein Eis und erkundige mich wegen der Tour durch das „Kalapapau Valley“. Am frühen Abend kehre ich zum Campingplatz zurück, stärke mich und gehe schließlich schlafen.
Am nächsten Tag fahre ich zum Hafen der Inselhautstadt, schaue den Fischern zu und frühstücke dort. Wenig später geht es in die Stadt ein paar Lebensmittel einkaufen und bestellte frisches Brot, was ich am nächsten Tag abholen kann. Gegen 9 Uhr ging es zum Visitor Center und da half mir eine Frau mit der Buchung der „Kalapapau Tour“ (über den Veranstalter Damien Tours) für den nächsten Tag. Für 60 Dollar und eine Tourdauer von 4 Stunden war es ähnlich dem des „Halawa Valley“. Außerdem bekam ich einige Tipps, wo ich am Besten schnorcheln kann und wie ich die Camping Permits für Maui bekomme. Ich habe nämlich noch keine Übernachtungen auf den Inseln Maui und Big Island. Etwa 300 Meter vom Visitor Center entfernt ging ich zum „County-Haus“, wo ich die Permits bekomme aber für einen Tagespreis von 20 Dollar die Nacht und einer eher unwissenden Dame am Schalter habe ich das gelassen. Da die „Kalapapau-Tour“ erst morgen stattfindet, entscheide ich mich im Südosten der Insel bei Waialua zu schnorcheln. Eine Weile musste ich nach dem Strand suchen, denn die meisten Strandabschnitte gehören den dort lebenden Einwohner der Insel und sind demnach nicht zugänglich. Bei Sonne-Wolken-Mix gehe ich schließlich das zweite Mal schnorcheln und bin tief beeindruckt, wie facettenreich das Korallenriff hier ist. Bei Bewölkung ist der Pazifik grau-blau und alles sieht farblich etwa gleich aus aber sobald die Sonne heraus kommt, entfaltet die Unterwasserwelt ihre volle Wirkung. Die Wasserfarbe wird azurblau und alles blüht regelrecht auf. Neben einigen Fischen sehe ich extrem viele und große Korallen (über 5 Meter und größer) in erstaunlich vielen Farben (gelb, braun, violett, weiß, rosa usw.). Neben vielen kleinen Seeigeln unter den Steinen entdecke ich auch sehr große schwarze Seeigel, die etwa 30 cm und größer sind. Aufgrund der Strömung und des kurz einsetzenden Regens schwimme ich im Riff nur maximal 100 Meter hinaus. Am Strand bleibe ich zwei Stunden und bin die erste Zeit der Einzige. Gegen Mittag fahre ich mit dem Auto wieder zurück und wollte mir den Westen der Insel und deren Strände anschauen. Doch daraus wurde nichts. Nach etwa 7 Meilen Fahrt überfuhr ich ein Verkehrsschild. Ich holte die Polizei, informierte Alamo darüber und wartete sehr lange auf den Abschleppdienst. Da ich aber bei Alamo kein „Roadside“ abgeschlossen habe, muss ich mich selbst um das Abschleppen kümmern (gleiche Situation wie Europcar in Deutschland, einfach nur schlechter Service). Da es nur ein Blechschaden ist, telefonierte ich mit Alamo auf Molokai und vereinbarte, dass ich selbst zur Mietwagenstation langsam zurückfahre. Der Reifen ist schließlich in Ordnung. Nach einer Stunde langsamer Fahrt brachte ich das Auto zurück und bekam ein Neues. Viele Menschen hielten am Unfallort an und fragten mich, ob alles in Ordnung sei. Somit war der Tag für mich gelaufen und ich kehre am Abend zum Campingplatz zurück.
Am letzten vollen Tag auf Molokai war ich nicht mehr alleine auf dem Campingplatz. Es ist bald Wochenende und da nimmt auch hier der Betrieb etwas zu. Ich stehe zeitig auf, dusche mich, packe alle Sachen für die Wanderung zum „Kalapapau Valley“ und fahre in die Inselhauptstadt, um mir das bestellte Brot abzuholen. Naja, das Brot war frisch aber von Brot kann nicht wirklich die Rede sein. Ob das Brot geschmeckt hat, lassen wir einmal… Schließlich fahre ich wieder zurück zum Campingplatz, da genau in der Nähe die Wanderung startet. Mit der gebuchten „Damien Tour“ durch das „Kalapapau Valley“ habe ich gleich die Wanderberechtigung des „Kalpapau Trails“ erhalten. Auf Molokai ist Wandern meistens nicht alleine erlaubt oder man benötigt spezielle Permits dafür. Das ist in den USA überall Normalität, dass ich für jeden Mist ein Permit benötige. Jedenfalls starte ich alleine um 8 Uhr die Wanderung bei schönem Regen. Jetzt kommen endlich die Regenklamotten und der Rucksackponcho zum Einsatz. Auch ein paar Asiaten waren mit dabei und sahen entsprechend schlecht gekleidet für das Wetter aus (wie fast immer). Der Pfad führt direkt an der Steilküste entlang und ging hinunter in das Tal. Nach einiger Wanderzeit klarte das Wetter auf und ich bekomme tolle Regenbögen an der Küsten zusehen. Diesen Wanderpfad passieren nicht nur Menschen sondern auch Pferde (Mule). Deshalb ist es wichtig, schon früh die Wanderung hinunter und früh die Wanderung hinauf zu starte. Denn der Pfad ist eng und wenn die Pferde einen auf der Tour einholen ist das nicht so schön. Es gibt drei Möglichkeiten in das „Kalapapau Valley“ zu gelangen:
- zu Fuß über den „Kalapapau Trail“
- mit dem Pferd über den „Kalapapau Trail“
- oder mit dem Flugzeug direkt in das Valley
Nach etwas über einer Stunde Wanderung und 26 Kurven komme ich schließlich eine Dreiviertelstunde vor Tourstart im „Kalapapau Valley“ an, noch vor den Pferden. Ich esse am Abholpunkt mein Frühstück und gegen 10 Uhr startet die Tour mit einem völlig veralteten Schulbus. Die überwiegenden Besucher waren Amerikaner, darunter bin ich der einzige Deutsche und ein paar Asiaten waren auch mit dabei gewesen (etwa 40-60 Personen). Da einige Personen einfach den Pfad ohne Tourbuchung hinunter gewandert sind, mussten diese auch gleich wieder umdrehen. Der Wanderweg darf nur in Kombination mit einer gebuchten Tour erkundet werden. Mit dem alten Schrottschulbus fuhren wir 4 Stunden durch das Valley. Die Tour war in Ordnung gewesen aber empfehlen kann ich diese nicht. Die Tour war viel zu hektisch und geschichtlich fand ich es auch nicht interessant. Gegen 14 Uhr endete die Tour und ich trat sofort den Rückweg nach oben an. Auf der Hälfte der Strecke holten mich einige Pferde ein, sodass ich mitten in der Gruppe mitwanderte. Ich gab ordentlich Tempo und war nach 1,5 Stunden Wanderung wieder am Auto angekommen. Am Ende haben mich nur drei Pferde eingeholt aber dafür war ich der erste Hiker ganz oben. Ich nutze die Zeit und fahre zu den Stränden im Westen der Insel. Dieser Teil der Insel ist sehr trocken und die Vegetation ist sehr karg (mit Büschen übersät). Der Boden auf diesem Teil der Insel ist in verschiedenen Ockerfarbtönen getaucht. Ich besuche den „Kapukahehu Beach“ und „Papohaku Beach Park“, wobei mir der „Papohaku“ am Besten gefiel. An beiden Stränden war sehr wenig los gewesen und das Wetter schön warm und sonnig. Vor Sonnenuntergang fahre ich zur Inselhauptstadt zurück, betanke das Auto und kehre zum Campingplatz wieder zurück. Hier packe ich noch meine Sachen für den morgigen Flug nach Maui, da dieser schon um 7 Uhr morgens startet.
Fazit: Molokai ist eine sehr ruhige, dünn besiedelte und freundliche Insel. Als Reisender war ich an jenen Ausflusgorten meistens alleine unterwegs gewesen. Es gibt wunderschöne Buchten, malerisch einsame Bade-/Schnorchelstrände, undurchdringlich extrem hohe Steilküsten und zahlreiche Wasserfälle, die nur schwer zu bewandern und zu erreichen sind. Molokai beheimatet das größte Korallenriff von Hawaii mit einer Gesamtlänge von über 20 Meilen. Das Riff erstreckt sich über den gesamten südlichen Teil der Insel und ist ein wahres Schnorchelparadies. Im südöstlichen Teil der Insel habe ich meine schönsten Schnorchelausflüge alleine unternommen (bei Waialua). Zahlreiche Korallenriffe in erdenklichen Farben, Formen und Größen sind nur schwer in Worte zu fassen. Das „Halawa Valley“ mit der geführten kulturellen Tour zu dem gleichnamigen Wasserfall war ebenfalls eine unvergessliche Erfahrung. Bis auf den Autounfall an Tag drei war es neben Kauai mit einer der schönsten Inseln auf meiner Hawaii-Reise. Der westliche Teil der Insel hat mir überhaupt nicht gefallen (recht trocken und öde). Außerdem war die geführte historische Tour durch das „Kalaupapa Valley“ sehr hektisch und langweilig gewesen (Besiedlung der Inseln durch den weisen Mann).
Im nachfolgenden Blogeintrag berichte ich über meinen Besuch der Insel Maui.
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