Am 26. Mai stehe ich morgens im „Hosmer Grove“ Campground auf Maui recht ausgeruht und ausgeschlafen um 5:30 Uhr auf. Nach den regenreichen Tagen ist das Wetter heute top. Ich frühstücke am Campground, packe alle meine Sachen zusammen und fahre gegen 7:45 Uhr zum Flughafen in Kahului. Nach 50 Minuten Fahrtzeit erreiche ich die Stadt, betanke das Auto und gebe es bei Alamo ab. Am Flughafen auf Maui verlief alles sehr entspannt und ruhig ab. Die Stunde Puffer bis zum Abflug nach Big Island nutzte ich für die Zusammenstellung meiner Ziele auf der letzten Hawaii-Insel. Meine detaillierte Hawaii-Karte für jede Insel habe ich leider verloren aber die Karte vom AAA habe ich noch und trage dort alles ein. Auf Big Island habe ich meinen längsten Aufenthalt von sechs vollen Tagen. Schwerpunkt auf der Insel ist für mich der „Volcano Nationalpark“. Der Flug und die Mietwagenabholung auf der Insel verlaufen ohne Probleme, sodass ich sehr schnell auf der Insel mobil bin. Der Flughafen in Kona ist sehr winzig und dort wurde jeder Besucher mit Musik und tanzenden Hulafrauen empfangen. Das war übrigens der einzige Empfang dieser Art in Hawaii. Ich wurde sonst nie mit Blumenkränzen oder Ähnlichem begrüßt, was man vielleicht von einer Hawaii-Reise denken könnte. Da es die jüngste und größte Insel von Hawaii ist, ziehen sich die Autofahren extrem in die Länge. Ich benötige sehr viel mehr Zeit als auf allen anderen Inseln. In Hilo kaufe ich Lebensmittel für die nächsten Tage ein und esse dort Mittag. Mein erstes Ziel ist der Volcano Nationalpark, den ich gegen 16 Uhr erreiche. Mit dem Annual Pass komme ich ebenfalls kostenfrei hinein und kann dort bis zu 7 Tage im Monat übernachten. In jedem Nationalpark oder Statepark bekommt der Besucher immer die wichtigsten Broschüren bei der Einfahrt ausgehändigt, was man alles sehen, bewandern oder erkunden kann. Beim bzw. im Nationalpark gibt es zwei Campgrounds, den „Namakanipaio“ (15 Dollar die Nacht, bis zu 7 Nächte Aufenthalt im Monat) oder den „Kulanaokuaiki“ (kostenlos für mich durch den Annual Pass, ebenfalls bis zu 7 Nächte Aufenthalt im Monat). Ich schaute mir beide Campgrounds an, der „Namakanipaio“ liegt halt schön an der Straße, der „Kulanaokuaiki“ dagegen ist nur über eine 4-Meilen-One-Lane-Street erreichbar. Ich entscheide mich für den „Kulanaokuaiki“, er ist schön abgelegen und sehr ruhig. Außerdem passen die 7 Nächte perfekt für meinen Inselaufenthalt. Im ausgewählten Campground gibt es nur eine Toilette und ist auch nur für Zelte gedacht. Da aber jedes Visitor Center im Nationalpark (auf Maui im „Haleakala Nationalpark“ ebenfalls) einen 24×7 offenen Toilettenbereich hat, kann ich mir zu jeder Zeit Strom und Trinkwasser holen. Im Campground ist wenig los, ich treffe unter anderem ein deutsches Pärchen, die berichten, dass hier Zelte samt Schlafsäcke und Isomatte geklaut wurden. Das habe ich erst am letzten Tag erfahren. Mein Zelt stand die ganze Zeit dort und es wurde bei mir nichts gestohlen. Ich baute am späten Nachmittag mein Zelt auf und fuhr anschließend direkt zum „Jaggar Museum“, wo jeder Besucher die beste Aussicht auf den „Kilauea Krater“ und „Halema’uma’u Krater“ hatte. Zur Abenddämmerung wird der Ausblick auf den Krater erst richtig interessant. Der Anblick war schon sehr beeindruckend gewesen aber von Lava habe ich nichts gesehen. Die Menschenmassen drängen sich mit ihren Kameras und Stativen, um die beste Aussicht auf den Krater zu bekommen. Das Wetter und die Sicht am heutigen Tage waren sehr gut, denn normalerweise ist das im Nationalpark nicht der Fall. Meistens ist es Vormittags bis Mittag schön und dann zieht Regen bis Abend auf. Dann sieht man in der Regel nichts mehr vom Krater, wenn die gesamte Landschaft in Wolken und Nebel gehüllt ist. Gegen Abend fahre ich zum Visitor Center zurück, esse Abendbrot und gehe schließlich gegen 22:30 Uhr schlafen.
Meine erste Nacht auf Big Island war sehr angenehm und ruhig gewesen, kein Wind oder Regen am Campground. Das Wetter ist sehr schön und daher fahre ich zuerst zum Aussichtspunkt „Jaggar Museum“ um mir den Krater am Morgen anzuschauen. Eigentlich ziemlich langweilig den Krater tagsüber anzuschauen. Ich laufe den „Crater-Rim-Trail“ zu den „Steam Vents“ (Fumarolen) und „Sulphur Banks“ (Gesteinsgegend aus diversen Farben, da dort die Gase aus dem Erdinneren diverse Mineralien an die Oberfläche befördern) ab. An beiden Orten dampft es gewaltig und am frühen morgen ist die beste Zeit diese Ziele anzuschauen. Denn durch den Wasserdampf, der durch die Bäume und Büsche zieht, entstehen eindrucksvolle Lichtstrahlen (Beams) und Regenbögen. Gegen Mittag fahre ich die „Chain of Craters Road“ nach Süden ab, eine etwa 20 Meilen lange Straße, die direkt zum Pazifik und zu den erkalteten Lavaflächen führt. Auf deren Strecke sehe ich zahlreiche alte Krater aus den 70/80 Jahren sowie tolle Aussichtspunkte auf die südliche Steilküste Big Islands. Ich halte am Aussichtspunkt „Kealakomo“ (super Aussicht) und fahre danach sofort zum Ende der Strecke, wo der „Holei Sea Arch“, ein natürlicher Felsbögen direkt an der pazifischen Steilküste liegt. Am Felsbogen esse ich erst einmal Mittag und auf den Rückweg schaue ich mir die „Pu’u Loa Petroglyphen“ an. Das sind 400-700 Jahre alte Malereien von den nativen Hawaiianern. Je weiter ich die „Chain of Craters Road“ nach Norden fahre umso schlechter wird das Wetter, es regnet. Da ich extrem müde bin, lege ich mich für eine Stunde ins Auto und schlafe ein wenig. Wenig später schaue ich mir als letztes Tagesziel die erkalteten Lavatunnel an, die ebenfalls sehr beeindruckend sind. Am frühen Abend verweile ich am Visitor Center des Nationalparks, wasche meine Sachen, lade die elektrischen Geräte auf und befülle meine Camelback mit Trinkwasser für die Wanderungen. Zuletzt esse ich Abendbrot und gehe etwas zeitiger ins Bett.
Am darauf folgenden Tag war das Wetter im Nationalpark sehr schlecht. Da ich flexibel bin und keinerlei Events oder Touren gebucht habe, fahre ich direkt die Straße 11 zum südöstlichen Teil der Insel entlang. Gegen 6 Uhr morgens patrouillieren schon die Ranger durch den Nationalpark und fahren die Parkplätze ab. Von anderen Leuten habe ich erfahren, dass heute „Farmers Market“ in Hilo ist und diesen besuche ich gleich. Nach einer kurzen Suche habe ich den Markt gleich gefunden und kaufe dort frische Litschis, Bananenbrot, Kokosnüsse und mein Mittagessen ein. Dann wird das Wetter schon besser und ich fahre nach Kalapana auf eine unbefestigte Straße, um mir die Lavafelder anzuschauen. Wo finde ich hier fließende Lava auf der Insel? Durch einen Einheimischen habe ich die ernüchternde Nachricht erhalten, dass aktive Lavafelder nur legal via teurem Helikopterflug zusehen sind. Fließende Lava in den Pazifik gibt es aktuell nicht. Es gibt nur zwei Stellen auf der Insel, wo aktive Lava vorhanden ist und neues Land entstehen lässt. Zum einen direkt im „Volcano Nationalpark“ der „Halema’uma’u Krater“ im „Kilauea Krater“ oder der „Puʻu ʻŌʻō Krater“. Demnach gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten, fließende Lava auf der Insel zu beobachten:
- illegale 8-9 Stunden Tour ohne Wanderwege mit einem Einheimischen in die Nähe des „Puʻu ʻŌʻō Krater“ für etwa 150 Dollar. Die Tour ist anspruchsvoll, gefährlich und man bekommt nur Lavaströme zu sehen. Eine Reservierung ist notwendig und die Durchführung ist nicht garantiert.
- illegale Tour auf eigene Faust in den „Kilauea Krater“ im „Volcano Nationalpark“, der gut über die Straße und einen 200-300 Meter langen Wanderweg zu erreichen ist. Die Straße und der Wanderweg ist von der Nationalparkverwaltung wegen der giftigen Gase (Schwefeldioxid) offiziell gesperrt.
Ich entscheide mich erst einige Tage später, was ich genau unternehme werde, um aktive Lava zusehen. Wenig später fuhr ich die Küstenstraße entlang zum „Lava Tree State Park“, wo ein 30 minütiger Trail durch die Gegend führt (kostenlos). Der Park war wenig besucht, ist aber einen Besuch wert. Gegen Mittag fahre ich zu den Wasserfällen nördlich von Hilo. Hier besuchte ich die „Akaka Falls“ bei Honomu/Hakalau und die „Rainbow Falls“ bei Hilo. Die „Akaka Falls“ sind extrem beeindruckend und mit einer der schönsten Wasserfälle auf Big Island. Das Parken an den „Akaka Falls“ für faule Leute kostet 5 Dollar, für jene die 200 Meter länger laufen können kostet es nur einen Dollar Eintritt. Die „Rainbow Falls“ sind kostenfrei und für jeden frei zugänglich. Beide Wasserfälle sind über kurze 15-45 minütige Rundwege sehr einfach zu erkunden. Am Abend fahre ich zum „Volcano Nationalpark“ zurück und überprüfe die Wetterlage wegen der illegalen Lavatour. Natürlich regnet es im Nationalpark wieder und ich esse am Visitor Center mein Abendbrot. Gegen 21:30 Uhr gehe ich schließlich schlafen und hoffe auf eine klare Nacht.
An Tag 3 wache ich gegen 2:45 Uhr auf, die Nacht ist perfekt aber die Uhrzeit ist schlecht (zu spät!!!). Deshalb lege ich mich wieder schlafen und warte die Tage für den richtigen Moment ab. Am nächsten Tag wird der Wecker auf 1 Uhr gestellt. Am frühen Vormittag fahre ich die „Mauna Load Road“ mit Ziel des Outlooks aber die Aussicht war durch die Vulkangase extrem schlecht gewesen (trotz Sonne). Auch die Straße war nicht mehr besonders angenehm zu befahren, jede Menge Risse und Schlaglöcher. Auf dem Rückweg zum Nationalpark sah ich zahlreiche Lichtstrahlen durch die Wälder ziehen, es war leicht nebelig. Ich spaziere nochmal am frühen Morgen durch die „Steam Vents“ und entdecke neue tolle Fotomotive. Wenig später wird gefrühstückt und dann starte ich die Wanderung des „Kilauea Iki Crater Trails“ mit dm zuvor gelegenen Aussichtspunkt. Der Wanderpfad beginnt im feuchten Dschungel voller Farne und wilder Orchideen. Nach 1,2 Meilen komme ich im Krater an und es wird einfach nur heiß. Der Krater dampft noch an vielen Stellen und ich fühle mich wie in eine Pfanne gesetzt, die gerade erhitzt wird. Ganz ungefährlich ist es abseits der Pfade nicht. Denn etwa 30-60 cm unter der Oberfläche ist es 60-80 Grad heiß. Das bedeutet bei Einbruch in ein Loch, dass man verbrüht werden kann. Die erkaltete Lava ist an vielen Stellen sehr scharfkantig, porös und sehr leicht, was die Wanderung etwas abseits der Pfade nicht ganz einfach macht. Im Krater lege ich eine Essenspause ein und laufe zum anderen Ende des „Kilauea Iki Krater“. Dann drehe ich von dort wieder um und fahre die „Chain of Craters Road“ nochmal ab, um mir die Krater und Lavaströme der 70/80 Jahre im höher gelegenen Areal anzuschauen. Für die Erkundung dieser Straße benötige ich einen ganzen Tag. Letztes Ziel an der Straße ist die 4 km lange Wanderung (Round Trip) zum „Pu’u Huluhulu Schlackenkegel“ und „Mauna Ulu Schildvulkan“. Der „Mauna Ulu“ liegt nur 0,1 Meilen vom Parkplatz entfernt und ist eine extrem faszinierende Gegend. Wie eine Mauer türmen sich die Lavamassen auf sowie große Risse mit diversen Pflanzen und Gesteinsfarben/formen säumen den Weg (welcher Weg?). Dann laufe ich zum „Pu’u Huluhulu“ und das Wetter wird gegen Mittag schlechter. Es setzt Nieselregen ein und ziehe die Wanderung durch. Am Ende des Pfades gab es einen tollen Aussichtspunkt aber bei dem Wetter konnte ich nicht viel erkennen. Der „Mauna Ulu“ war das schönere Ziel bei dieser Wanderung gewesen. Der Wanderpfad geht noch viel weiter und am Ende kann man mit einem Permit in der Nähe des „Puʻu ʻŌʻō Krater“ sogar übernachten. Allerdings sieht man dort keine Lava, da die Lavafelder und der Krater vom Camp bestimmt nochmal 6-8 Meilen entfernt ist (es existieren ab dem Camp keine Wanderwege). Die Wanderung zum Camp wäre eine Strecke von 7-8 Meilen (One-Way). Am frühen Nachmittag bei schlechtem Wetter fahre ich vom Nationalpark nach Westen zum „Punalu’u (Black Sand Beach)“, ein Strand im Süden der Insel an der Straße 11, wo es große Schildkröten geben soll. Das Wetter am Strand ist schon viel besser und tatsächlich liegen dort etwa 50-70 cm große Schildkröten herum. Ich sehe insgesamt acht Schildkröten, die sich am Strand ausruhen. Gegen halb sechs Abends fahre ich zum Visitor Center zurück, esse Abendbrot und gehe schon um 8 Uhr schlafen.
Meine Wege zum „Hale Ma’uma’u Krater“ im „Kilauea Krater“…
Jetzt starte der mit Abstand schönste und beeindruckendste Tag auf meiner Hawaii-Reise. Nach etwa 2,5 Stunden Schlaf stehe ich schon um 0:30 Uhr auf und der Blick aus dem Zelt offenbart einer der schönsten Sternenhimmel, die ich je gesehen habe. Die Milchstraße zog sich in einem fast kompletten Halbkreis über den gesamten Horizont. Es gibt kaum störende Lichtquellen, die den Sternenhimmel verdecken können (nur der „Kilauea Krater“). Am Campingplatz schieße ich tolle Fotos und fahre gegen 1:15 Uhr zum Parkplatz des „Devastation Trail“. Auf dem Parkplatz bin ich nicht alleine, es stehen noch 3-4 andere Autos dort und mir kommen etwa 10 Personen entgegen, die schon zum „Kilauea Krater“ illegal gewandert waren. Ich frage die Leute kurz wegen der Situation der giftigen Gase (geht so, ich muss aufpassen) und mache mich auf dem Weg zum Krater. Der Pfad beginnt in der ersten Meile im Wald, danach sieht man nur noch den Krater mit seinen Gasen die austreten. Ich schieße hier weitere Aufnahmen und prompt geht genau hinter mir der Mond auf. Die Stimmung wirkt sehr impulsiv und beängstigend, eher dramatisch. Hier gelingen mir sehr gute Aufnahmen und während einer Aufnahme kommt sogar eine große Sternschnuppe mit auf die Linse drauf und das auch noch an der richtigen Stelle im Bild. Ich laufe die Straße weiter und komme den Krater immer näher. Die Dämpfe merke ich noch nicht. Wenig später stoße ich auf die Sperrzone, steige über die Absperrung und folge der Straße bis zum Start des „Halemaumau Trails“. Nach etwa 1 Meile komme ich am Trail an und der Krater ist nur noch 200-300 Meter entfernt. Der Mond ist bereits auch schon aufgegangen. Die Größe der Gaswolke und des Kraters ist beeindruckend und extrem riesig. Von den Gasen rieche ich aber noch nichts. Gegen 2:15 Uhr komme ich am „Hale Ma’uma’u Krater“ im „Kilauea Krater“ an und stehe erst einmal 5 Minuten tief beeindruckt vor dem Vulkan. Die Hitze am Kraterrand ist erträglich und die giftigen Gase wie Schwefeldioxid kommen nur in kleinen Wolken in meine Richtung. Ab und zu tränen mir die Augen oder ich kann nicht richtig atmen, wenn so eine Wolke in meine Richtung zieht. Die Gase riechen giftig und wirken leicht ätzend in Augen und Schleimhäute. Ich baue meine Kameraausrüstung auf und schieße die für mich spektakulärsten Fotos. Unter komplett neuen und fremden fotografischen Bedingungen verweile ich am Krater fast 2,5 Stunden. Ab 3 Uhr morgens frischt der Wind auf und dreht gottseidank NICHT die Richtung. Das Fotografieren wird schwieriger und ab 3:30 Uhr bricht am westlichen Kraterrand die Lava durch. In 10-20 Meter hohen Lavafontänen schießt das geschmolzene Gestein in die Höhe. Die Hitze wird etwas stärker und hinzu kommt ein leichter Regen aus schwarzem, scharfkantigen Glas. Neben tollen Fotos nehme ich die Lavaausbrüche mit der Kamera per Video auf. Am Krater stehend schreibe ich meiner Familie und sende einige dieser Bilder per WhatsApp und Mail. Die Reaktion könnt Ihr Euch ausmalen… Gegen 4:30 Uhr trete ich zügig den Rückweg an und komme um 5:10 Uhr zum Parkplatz zurück. Kein Auto stand mehr dort, was bedeutet, dass ich in dieser Nacht der einzige Besucher am Krater war. Ich fahre zum „Jaggar Museum“, esse dort Frühstück und bin einfach nur glücklich und tief beeindruckt. Am Aussichtspunkt sage ich meiner Familie Bescheid, dass ich wieder sicher am Aussichtspunkt angekommen. Einige Zeit später besuche ich wieder die „Steam Vents“ und experimentiere mit meiner Kamera, um eindrucksvolle Aufnahmen zu erzielen. Das Wetter bleibt traumhaft… Ich fahre sehr zeitig zum „Punalu’u (Black Sand Beach)“, wo ich fast alleine mit bis zu 3 Schildkröten gleichzeitig schwimmen gehe. Die Schnorchelausrüstung kommt jetzt richtig gut zum Einsatz. Keine 5 Meter vom Strand entfernt und mit einem Abstand von 2 Meter beobachte ich die Schildkröten bei der Nahrungsaufnahme. Insgesamt entdecke ich am Strand 5 Schildkröten im Wasser und 3 Schildkröten am Strand. Es ist gerade einmal 9 Uhr und was für ein Tag bisher. Anschließend fahre ich zum „South Point“ von Big Island. Die abgelegene Straße dahin ist schlecht, der Gegenverkehr sehr viel und die Gegend nicht wirklich beeindruckend. Nur die Steilküste mit Sicht auf den westlichen Teil der Insel ist schön. An diesem Punkt findet Klippenspringen statt, etwa aus 10-20 Meter Höhe. Kurz darauf fahre ich die Straße 11 nach Norden bis zur „Kealakekua Bay“, gehe in der Nähe nochmal baden aber die tolle Schnorchelstelle schaffe ich heute nicht mehr. Der Trail dahin dauert eine Stunde (One-Way). Die Bucht soll früh morgens sehr interessant sein, da dort zahlreiche Delfine in die Bucht schwimmen um sich zu vergnügen. Auf dem Rückweg gegen 16 Uhr kaufe ich noch Lebensmittel ein und betanke das Auto. Um 18 Uhr komme ich wieder im Nationalpark an, esse Abendbrot und räume alle Sachen auf. War das ein geiler Tag gewesen und so richtig begriffen habe das noch nicht, was ich heute alles erlebt habe. Das wird noch einige Tage dauern, spätestens wenn ich die Bilder auf die Webseite stelle. Es war mit Abstand einer der schönsten und emotionalsten Tage während der noch recht jungen Reise.
Ab nächsten Tag wache ich ziemlich müde gegen Mitternacht auf und entscheide spontan zum „Kilauea Krater“ zu laufen. Das Wetter ist sehr gut und komplett windstill. Am Parkplatz des „Devastation Trail“ bin ich wieder nicht alleine. Auf dem Weg zum Krater kommen mir etwa 5 Personen entgegen, einige erschrecken sogar ziemlich stark, hehe. Dann bin ich wieder komplett alleine unterwegs. Gegen 2 Uhr komme ich am Krater an und es treten noch mehr Gase aus als am Vortag. Da aber kein Wind geht, steigen die Gase schön nach oben und ich kann wesentlich ungestörter vom Kraterrand die tollen Aufnahmen vornehmen. In dieser Nacht kommt es zu keinen Lavaausbrüchen, die Lavarissen ziehen ungestört wie ein Fluss über den Krater und münden in die bisher einzige dauerhaft aktive Lavaausbruchstelle im Krater. Dadurch entstehen sehr skurrile Lavarissformen, die ich mit meinem Teleobjektiv festhalte. Aufgrund der schwierigen Bedingungen nehme ich alle fotografischen Einstellungen manuell vor. Auch ein Foto von mir vor dieser fremdartigen Kulisse darf nicht fehlen. Am Krater bleibe ich bis 4:30 Uhr und trete unter dem Mondlicht den Rückweg an. Um 5:15 Uhr komme ich am Parkplatz an und fahre zum bekannten Aussichtspunkt, um mich dort zu stärken. Einige Zeit später fahre ich über die Straße 11 und 2000/200 über Hilo zum „Mauna Kea“. Am Vormittag ist das Wetter perfekt und die Sicht auf „Mauna Kea“ und „Mauna Loa“ sehr gut. Ich beeile mich mit guten Aufnahmen, denn ab 9 Uhr ziehen schon die Wolken über die Berge hinüber. Am frühen Vormittag sehe ich sehr gut die erkalteten dunklen und helleren Lavaströme am „Mauna Loa“. Auf der Straße 200 nehme ich den Abzweig zum 6 Meilen entfernten Visitor Center des „Mauna Kea“. Mit 30 Meilen die Stunde quäle ich meine Schrottkiste den Berg hinauf. Ich versuche mein Glück per Pick-up auf den Gipfel zu kommen aber nach zwei Stunden Wartens und viele Fragen ist kein einziger Mensch bereit mich für ein paar Dollar auf den Gipfel zu nehmen. Gegen 12 Uhr fahre ich nach Waimea und entscheide mich für die Erkundung des Nordteils der Insel. Das Wetter ist ab Mittag typisch wechselhaft. Durch die letzten beiden kurzen Nächte bin ich während der Autofahrt so müde, dass ich prompt einen Zwischenstopp einlegen muss. Hier schlafe ich im Auto für eine Stunde und fahre etwas erholte dann weiter. Von Waimea geht es die eindrucksvolle Straße 250 auf über 1.000 Meter hoch, wovon ich eine sehr schöne Sicht auf den Süden der Insel mit der Küste habe. Nächstes Ziel ist das „Pololu Vally“ mit dem Beach und die Aussicht auf die nördlich/östliche Steilküste von Big Island. Ich esse dort meine Schnitten und fahre dann zum „Keokea Beach Park“ und schließlich zur „Kamehameha I Statue“, einem bekannten König von Hawaii. Gegen 17 Uhr breche ich von dort wieder auf und trete den Rückweg an. Zwischendurch regnet es sehr viel und ich bekomme durch den Mix aus Sonne und Regen bis zu 5 Regenbögen zusehen. Gegen Abend erlebe ich bei Waimea einen der schönsten Sonnenuntergänge meines Lebens. Für etwa 10 Minuten taucht die Sonne die trockene Landschaft mit Gräsern in einen extrem kontrastreichen Mix aus vielen Farben. In jeder Minute ändert sich der Farbenmix und wird gegen Sonnenuntergang immer intensiver. Um 20:30 Uhr komme ich erst wieder im Nationalpark an, esse was und wollte schließlich schlafen.
Das mit dem Schlaf war nicht so einfach, ich beschließe ein drittes Mal zum Krater zu wandern. Gegen 22:30 Uhr starte ich die Wanderung zum „Kilauea Krater“, diesmal sah ich keinen einzigen Besucher am Parkplatz. Das Wetter sah gut aus, der Wind war recht stark und ich hatte ein kleines ungutes Gefühl nochmal zum Krater zu laufen. Ich komme sehr schnell am Kraterrand an, doch die Windrichtung ist heute extrem gefährlich. Ich konnte nur kurz in den Krater hineinschauen und dann musste ich den Rückweg antreten. Die Gaswolken drehen immer stärker in Richtung des Wanderweges, sodass ich auf die erkalteten Lavafelder ausweichen musste. Über tiefe Risse, dampfende Löcher und scharfkantig-glasartige löchrige Lava versuchte ich den Schwefeldioxid auszuweichen. Einerseits hatte ich extrem Bange irgendwo dort einzubrechen, andererseits hatte ich ein Problem genügend Luft zu gekommen. Nach über einer Stunde auf den erkalteten Lavafeldern gelingt mir schließlich der Weg zurück auf die sichere Straße. In dieser Situation habe ich noch meinen Kameragurt am Krater verloren und mir jede Menge schwarzes dünnes Glas als Schiefer und Splitter in die Hände gejagt. Das Zeug aus der Haut zu entfernen hat mir einige Schmerzen bereitet. Denn sobald ich diese Splitter aus der Haut entfernen wollte, brachen diese immer ab und ein noch kleineres Stück blieb stecken. Hier half keine Pinzette, sondern nur die Schere und meine Finger. Jetzt wurde mir erst so richtig klar, was ich eigentlich die letzten Tage hier für ein gutes Wetter hatte und wie riskant der Besuch dieses Kraters wirklich ist. Die Straße um den Krater war in der Vergangenheit für Besucher zugänglich gewesen und wurde aufgrund der Gase gesperrt. Gegen 1:30 Uhr komme ich am Parkplatz wieder an und mache mich sofort auf den Weg zum Visitor Center. Dort entferne ich die Glassplitter und Schiefer aus meiner Haut (was die Tage darauf weiter durchgeführt werden musste), wasche mich und ging schließlich im Campingplatz gegen 2:30 Uhr schlafen. Die Nacht war alles andere als schön gewesen und so richtig gut geschlafen habe ich natürlich nicht. Gesundheitlich habe sonst keine Beschwerden gehabt, ein Wunder bei der Menge an Schwefeldioxid…
Nach 4,5 Stunden Schlaf stand ich schließlich auf und versuchte den letzten Tag auf Big Island noch zu genießen. Das Wetter ist sehr gut, sodass ich in aller Ruhe am Campingplatz mein Zelt samt Ausrüstung trocknen und in die Rucksäcke packen konnte. Neben einen guten Frühstück mit einem deutschen Pärchen fuhr ich gegen 10 Uhr zum Visitor Center und bereitete die Schnitten und Ananas für den Tag vor. Anschließend fuhr ich die Straße 11 über Hilo an der Küste entlang (Straße 19). Ab Hilo regnete es ununterbrochen bis Waimea, sodass ich auf der Strecke nicht einmal anhalten konnte/wollte. In Waimea kam dann bei dauernden Nieselregen die Sonne heraus. Hier stärkte ich mich bei einem Mittagessen und guten Kaffee. Ich fuhr wieder die Straße 250 hinauf aber die Sicht und das Wetter waren heute gefühlt auf ganz Big Island nicht wirklich schön gewesen. Weiter ging es die Straße 270 in den Nordwesten der Insel, wo die Sonne immer wieder zum Vorschein kommt. Die Strecke war recht schön gewesen aber am meisten hat mir die Sicht von der Straße 250 gefallen. Auf dem „Kapa’a Beach Park“ zog ich mir weitere Schiefer und Splitter aus den Händen. Gegen späten Nachmittag fahre ich die Straße 19 nach Kona, betankte dort mein Auto, esse mein Abendbrot und gebe den Mietwagen am Flughafen ab. Gegen 21:15 Uhr flog ich nach San Francisco wieder zurück. Den Flug über versuchte ich ein wenig zu schlafen und kam um 5:15 Uhr in San Francisco an. Alles klappte reibungslos, sodass ich ab Francisco etwa 60 Meilen nach Osten in die Stadt Stockton fuhr und mich für 4 Tage in einem Motel erholte. Die Fahrt von San Francisco nach Stockton war eine reine Quälerei und ich hatte mit extremer Müdigkeit zu kämpfen gehabt.
Fazit: Big Island war neben Kauai, Maui und Molokai mit einer der schönsten Inseln, die ich bereits habe. Der große Unterschied von Big Island zu allen anderen Inseln ist der stetige Vulkanismus und das junge Alter der Insel (Lavafelder ohne Ende). Auf dieser Insel erlebte ich nicht nur den schönsten Tag auf Hawai, sondern mit Sicherheit auch einer der emotionalsten Tage meines Lebens. Die Bewanderung des Kilauea Krater bei Nacht und der anschließende Schnorchelgang mit bis zu 3 Schildkröten am Black Sand Beach sind nur schwer in Worte zu fassen. Es war ein perfekter Tag gewesen und der absolute Höhepunkt dieser Insel für mich. Der Volcano Nationalpark ist ein Highlight und sollte für mehrere Tage besucht werden. Weitere Höhepunkte war der einmalige Sonnenuntergang und die Aussicht von der Straße 250 an der Westküste. Die insgesamt 6 Tage auf der Insel waren völlig ausreichend gewesen, ein paar Tage mehr schaden auf keinen Fall.
Fazit Hawaii: In 3,5 Wochen bereiste ich die 5 Hawaii-Inseln Kauai, O’ahu, Molokai, Maui und Big Island. Bis auf O’ahu lohnt es sich alle anderen Insel genau zu erkunden (wer ein Landschafts- und Naturfreund ist). Die Vorbereitungen auf diese Reise waren etwas umfangreich und kompliziert gewesen. Vor allem die Übernachtungen haben mir einige Monate/Wochen vor der Abreise etwas Kopfschmerzen bereitet (Beantragung der Camping Permits). Auf den Inseln habe ich KEINE Touren und Events im Voraus gebucht oder reserviert. Neben den Flügen und Mietwagen auf allen Inseln waren nur die Übernachtungen auf O’ahu und Molokai die einzigen Reservierungen im Voraus. Auf Kauai, Maui und Big Island habe ich alles erst am Ankunftstag erledigen können. Das Camping auf Kauai ist sehr unkompliziert und extrem kostengünstig. Auf Maui und Big Island habe ich immer mit Hilfe des Annual Passes in den Campingplätzen der Nationalparks übernachtet, da diese im Eintrittspreis mit enthalten sind. Allerdings Vorsicht, es gibt immer ein Limit an Übernachtungen im Monat (zwischen 3 und 7 Tagen im Monat). Die schönsten Erlebnisse auf meiner Hawaii-Reise waren:
- Bewanderung des Kalalau Trails mit seinen zahlreichen Mikro-Ökosystemen und Wasserfällen
- Besuch des Sacred Rudrasksha Forest mit dem Ganesha Schrein auf Kauai
- Eindrucksvolle und sehr große Wasserfälle auf Kauai und Big Island
- Schnorcheln am größten Korallenriff Hawaii’s an der Südwestküste Molokai’s
- Kulturelle Wandertour durch das Halawa Valley auf Molokai
- Bewanderung des Haleakala Nationalparks mit Sonnenaufgang auf dem Puu Ulaula auf Maui
- Bewanderung des Kilauea Kraters bei Nacht auf Big Island
- Schnorcheln mit zahlreichen Schildkröten am Black Sand Beach auf Big Island
- Traumhafter Sonnenuntergang an der Westküste Big Islands
Im nächsten Blogeintrag berichte ich über die schönsten Märkte und kulinarische Spezialitäten, die ich auf meiner Reise besucht und teilweise verkostet habe.
Hallo Sascha,
Lava und einen leichten Vulkanausbruch will ich auch mal irgendwann erleben. Mal sehen wo. Gibt ja einige Orte auf der Erde. Italien, Island und einige Pazifikregionen zusätzlich.
Pass das nächste Mal schön auf!
Ist alles wieder in Ordnung mit den Wunden durch das Glas?
Hallo Eric,
ja, das war schon ein einmaliges Erlebnis und das werde ich nicht so leicht vergessen. Alles wieder in Ordnung mit den Wunden 🙂
Grüße
Sascha