Mein längster Aufenthalt im „Yellowstone Nationalpark“ ist vorüber und nach 19 erlebnisreichen Tagen führt mich die Reise weiter nach Missoula. Nach 280 Meilen und knapp 3 Stunden Fahrt komme ich am späten Vormittag an meinem heutigen Tagesziel an. In einem Starbucks Coffee bei Missoula lade ich meine technischen Geräte auf und skype mit meiner Familie. Am Abend suche ich mir einen Platz für das Overnight Parking am Walmart, was in dieser Gegend überall erlaubt ist. Am nächsten Tag geht es dann früh morgens weiter zum „Glacier Nationalpark“. Nach einer erholsamen Nacht stehe ich um 5:50 Uhr auf und fahre anschließend die 150 Meilen zum nächsten Ziel. Um 9:00 Uhr komme ich am „Apgar Visitor Center“ im „West Glacier“ an und informiere mich über das Wetter, Wanderungen und sehenswerte Ziele im Nationalpark. Der Annual Pass gestattet mir den freien Zutritt zum Park ohne weitere Kosten. Die Ranger im Visitor Center waren sehr sehr nett und hilfsbereit gewesen und dank der tollen Beratung spare ich sehr viel Zeit/Aufwand bei der Recherche meiner geplanten Ausflugsziele. Wie auch in den anderen Nationalparks sind im „Glacier Nationalpark“ sehr viele Backcountry Campsites für Wilderness Camping für die nächsten Tage voll belegt. Hier komme ich um ein Anstehen ab 4:00 Uhr morgens an der Rangerstation nicht herum, wenn ich in den begehrten Campsites übernachten möchte. Deshalb entscheide ich mich für lange Tageswanderungen und übernachte außerhalb des Nationalparks in der Nähe von St. Mary. Im Park möchte ich eine ganze Woche verweilen und hoffe auf schönes und stabiles Wanderwetter. Gegend Mittag bereite ich die Schnitten für den Tag vor und lege eine Mittagspause ein. Anschließend geht es bei sehr schönem warmen aber auch trüben Wetter die Nationalparkstraße immer Richtung Osten entlang. Heute verschaffe ich mir einen Überblick vom Park und gehe es langsam an. Die Straße führt durch dichte Wälder, vorbei an großen Seen und immer weiter den Berg zum „Logan Pass“ hinauf. Zwischendurch halte ich an diversen Aussichtspunkten und Wasserfällen an, die alle schön direkt an der Straße liegen. Während der Fahrt wird das Wetter immer schlechter, starke Winde und kühlere Temperaturen bestimmen ab Nachmittag das Wettergeschehen. Am späten Nachmittag komme ich im „St. Mary Visitor Center“ an und schreibe meiner Familie. Wenig später wird noch mein Wasservorrat aufgefüllt und Abendbrot gegessen. Es war ein wunderschöner Tag mit einer beeindruckenden Nationalparkstraße und einer tollen Beratung durch den Nationalparkservice. Im „Glacier Nationalpark“ gibt es sehr viele Tageswanderungen oder Loop-Trails, auf die ich schon sehr gespannt bin.
Die Nacht war sehr stürmisch und turbulent gewesen. In mehreren Schüben zogen heftige Unwetterfronten mit Starkregen, Hagelschauern und vielen Gewittern über die Gegend hinweg. Trotz der lauten Geräusche im Auto konnte ich dennoch gut schlafen und stehe um 7:15 Uhr auf. Anschließend fahre ich direkt zum „St. Mary Visitor Center“, bereite das Essen für den Tag vor, esse Frühstück und koche mir einen schönen warmen Tee. Das Wetter ist bewölkt und kalt aber Hauptsache es regnet nicht. Es ist perfektes Wetter für Wasserfälle und so beschließe ich die Wanderungen zu den „Baring Falls“, „St. Mary Falls“ und „Virginia Falls“ anzugehen. Alle drei Wasserfälle liegen sehr nah an der Nationalparkstraße und der weiteste Wasserfall, die „Virgina Falls“ sind nur 1,7 Meilen entfernt (One-Way). Ich ziehe warme lange Klamotten an und die Regenjacke kommt jetzt auch endlich zum Einsatz. Um 8:30 Uhr starte ich die Wanderung und der erste Teil geht durch verbrannte Wälder, die laut den Parkrangern und Besuchern erst letztes Jahr niedergebrannt sind. Am Boden sind jede Menge Gräser und blühende Pflanzen aber keine neuen kleinen Bäume zu sehen. Die verbrannten Bäume stehen zu hunderten schwarzen Säulen im Wald und erinnern an dieses Naturschauspiel. Nach kurzer Zeit erreiche ich die „St. Mary Falls“, laufe aber aufgrund der Besucher gleich weiter zum Endpunkt, den „Virginia Falls“. Die letzte Meile vor dem Ziel führt durch einen dichten grünen und dunklen Nadelwald mit jeder Menge Himbeeren und Huckleberrys (Heidelbeeren) am Waldweg. Wenig später komme ich alleine an den „Virginia Falls“ an und packe meine komplette Fotoausrüstung aus. Mit Stativ bewaffnet verschaffe ich mir einen Überblick und suche mir gute Fotostellen für das passende Motiv heraus. Sehr markant in dieser Gegend sind die kaskadenartigen Wasserfälle und Flussläufe, deren Gestein schichtartig in den Farben opalblau und weinrot schimmert. Nach intensiver Fotosession trete ich den Rückweg zu den „St. Mary Falls“ an und fotografiere diesen Wasserfall. Letztes Ziel sind die nicht weit entfernten „Baring Falls“, wo ebenfalls nicht viele Besucher anzutreffen sind. Die schönsten Wasserfälle für mich waren heute die „Virginia Falls“ und „Baring Falls“ gewesen. An einem Steg am „St. Mary Lake“ lege ich eine größere Mittagspause ein und laufe anschließend zurück zum Auto. Das Wetter wird schlechter und der Wind und Regen nimmt zu. Auf dem Rückweg, keine 2 Meter vom Waldweg entfernt taucht ein Fuchs auf, denn ich in blitzschneller Reaktion sehr schön auf Bild festhalten konnte. Ein wenig interessiert aber mit großer Vorsicht dauert die Begegnung mit dem Fuchs fast 2 Minuten, bevor er dann im verbrannten Wald verschwindet. Kurze Zeit später treffe ich ein paar Wanderer, die mich vor einem Grizzly in der Nähe warnen aber ich sehe kein großes pelziges Tier in der Umgebung. Am späten Nachmittag komme ich am Auto an, fahre zu einem Supermarkt im kleinen Ort St. Mary und kaufe Lebensmittel für die nächsten Tage ein. Anschließend geht es zum Visitor Center zurück, lade meine technischen Geräte auf, räume alle Sachen weg und sichere meine Bilder der vergangenen Tage. Zum Abendbrot gibt es warme Nudeln mit Pesto und Käse. Gegen 8:00 Uhr Abends zog das schlechte Wetter ab und hinterließ auf allen Gipfel im „Glacier Nationalpark“ eine dünne Schneedecke. Jetzt kann das Wetter nur besser werden und der morgige Tag wird sehr interessant zum fotografieren. Eine feucht-kalte Gegend am Abend bedeutet bestimmt viel Nebel am nächsten Tag und das heißt, sehr früh am nächsten Tag aufstehen. Am Visitor Center sind keine Besucher mehr, sodass ich mich im Bad dort pflegen kann (Rasur, Haarwäsche…). Gegen 11:00 Uhr Abends fahre ich zum bekannten Schlafplatz zurück und werde vorher prompt von einem Parkranger angehalten. Ich war 5-7 Meilen zu schnell gewesen und bekomme gottseidank kein Ticket, sondern nur eine unfreundliche Verwarnung.
Am nächsten Tag stehe ich um 5:30 Uhr auf und es ist sehr neblig draußen. Ich fahre zuerst zum Aussichtspunkt des „Wild Goose Island“ und habe eine geniale düstere Aussicht auf die kleine Insel direkt im „St. Mary Lake“. Kein Mensch ist hier und mit Stativ und Filtern ausgerüstet geht die Fotosession los. Der untergehende Mond schimmert direkt auf den See und der Nebel hüllt die Insel und Umgebung in eine einzigartige Atmosphäre ein. Dann geht es die Straße immer weiter nach Westen und die Nebelfelder verziehen sich immer mehr. Die Sonne geht auf und die Fotomotive werden endlos. In jeder Minute ändert sich die Gegend, Nebelfelder ziehen direkt über den gesamten „St. Mary Lake“ und komme stoßweise auch direkt in den verbrannten Wald hinein. Ich schnappe mir mein Stativ mit Kamera und den POL-Filter und gehe direkt in den Wald. Hier gelingen mir einzigartige Aufnahmen, die unbedingt auf die Webseite müssen. Richtung „Logan Pass“ verschwinden die Nebelfelder komplett und alle Berge erscheinen im orange-roten Farbton mit einer sehr klaren Fernsicht. Um 9:00 Uhr komme ich am „Logan Pass“ an und bekomme noch gerade so einen Parkplatz. Ich lege ein kurzes Frühstück ein, packe alle Sachen und starte um 9:30 Uhr die Wanderung des „Highline Trails“. Bis zum „Granite Park Chalet“ sind es 7,6 Meilen (One-Way) und ich habe vor den gleichen Weg am Nachmittag wieder zum Auto zurückzulaufen. Der Pfad ist der Wahnsinn und führt parallel zur Autostraße immer direkt am Felshang entlang. Über den nackten Fels geht es vorbei an unzähligen Bächen, blühenden Wiesen und kleinen dichten Nadelwäldern. Die Fotomotive sind der Wahnsinn und so komme ich dank meiner Kamera nur sehr langsam voran. Nach zwei Meilen auf dem Wanderweg sehe ich eine große Menschenmenge mit einer Parkrangerin auf dem Wanderpfad. Das bedeutet, Grizzlybären sind hier in der Nähe und tatsächlich sehe ich aus knapp 80 Meter Entfernung einen großen Grizzlybären. Die Rangerin regelt den Verkehr auf dem Wanderpfad und ruft andere Ranger per Funk herbei. Der Grizzlybär ruht sich auf einer Wiese direkt oberhalb am Hang aus und es passiert fast eine halbe Stunde lang nichts. Die meisten Wanderer laufen weiter, ich aber bleibe am Ort des Geschehens. Die Geduld halt sich bezahlt gemacht, der Bär wird aktiv und plötzlich taucht auch noch ein junger Grizzlybär aus der Wiese auf. Es ist eine Grizzly Mutter mit einem Kind und alle sind erstaunt und ziemlich nervös. Zuerst gehen beide Bären direkt den Berg hinauf, ändern aber nach wenigen Minuten die Richtung und rennen sehr schnell in meine Richtung. Jetzt werde ich ziemlich nervös und halte mein Bärenspray bereit, denn beide Bären sind nur ca. 60 Meter von mir entfernt. Die Bären haben uns schon lange beobachtet und wollen womöglich nur den Wanderweg überqueren. Kurze Zeit später kommen zwei weitere Parkranger und beschließen den Wanderpfad komplett zu sperren. Jetzt stehe ich vor der Entscheidung den Wanderpfad weiterzulaufen oder umzukehren. Ich laufe weiter und das war die absolut beste Entscheidung gewesen. Ich kann zwar den Rückweg nicht mehr antreten aber dafür gibt es kostenlose Shuttlebusse im Nationalpark. Ich muss nur die Uhrzeit der Busse im Auge behalten. Ziemlich aufgelöst und angespannt setze ich die Wanderung des „Highline Trails“ fort. Auf dem Trail sehe ich später noch über 7 „Mountain Goats“, die sehen aus wie weise Schafe und Ziegen in einem Mix. Ziemlich lustig aussehende Geschöpfe, die sehr angenehm zu beobachten sind. Wenige Meilen vor dem Chalet sehe ich viele Streifenhörnchen sowie Murmeltiere und ein fettes Exemplar kommt sogar auf einen Meter an mich heran. Um 15:15 Uhr komme ich am Chalet an und sehe die Absperrbänder auf dem Wanderweg. Eine Rangerin empfängt mich auch und erklärt die aktuelle Situation mit den Grizzlybären. Denn auch andere Wanderwege sind jetzt gesperrt, womöglich handelt es sich um die gleichen Bären aber mit Sicherheit kann das niemand sagen. Es ist zu gefährlich für die Wanderer und der nötige Abstand zu solchen Geschöpfen ist essentiell. Ich finde die Entscheidungen und das Verhalten des Nationalparkservice hier absolut richtig, da könne sich andere Nationalparks eine Scheibe davon abschneiden. Ich schaue auf meine Uhr, schätze Zeit und Entfernung ab und beschließe noch den „Swiftcurrent Pass mit dem Overlook“ anzugehen. Der Pfad ist weitere 2,1 Meilen lang (One-Way) und der Anstieg zum Aussichtspunkt kostet extrem viel Kraft. Eine ganze Stunde später komme ich am heutigen Tagesendziel an und habe eine grandiose Aussicht auf zahlreiche Berggipfel, Gletscher und Seen, die in der Gegend der „Many Glaciers“ liegen. Der letzte Shuttlebus geht um 18:28 Uhr und so beeile ich mich auf dem Rückweg. Jetzt sind es noch über 6 Meilen direkt zur Nationalparkstraße und die bewältige ich dank letzter Kraftreserven in unter 2 Stunden. Genau um 18:00 Uhr komme ich ziemlich erschöpft an der Busstation an und warte neben fünf weiteren Wanderern auf den letzten Bus. Der Shuttlebus kommt pünktlich und bringt mich kostenlos zum „Logan Pass“ zurück, wo ich um 19:00 Uhr ankomme. Der Rückweg des „Highline Trail“ führte durch grün-dichte und verbrannte Wälder, vorbei an vielen Himbeersträuchern. Insgesamt bin ich heute über 16 Meilen gewandert und war über 12 Stunden auf Achse. Der „Highline und Loop-Trail“ sind mit einer der schönsten Wanderpfade nach Hawaii, die ich bisher gelaufen bin. Die vielen erlebten Ereignisse und die Schönheit des Wanderpfades war für mich heute zu viel gewesen und ich brauche einige Zeit, dass zu verarbeiten. Die Anzahl der Fotos möchte ich heute lieber nicht sehen, es sind einfach zu viele gewesen. Das Wetter war sehr gut und klar gewesen. Bei angenehmen 60-65 Fahrenheit setzte nur ab Mittag ein starker Wind ein, der mir wieder einmal ziemlich viel Kraft gekostet hatte. Auf dem „Logan Pass“ esse ich Abendbrot und fahre danach mit dem Auto die Wasserfälle und den „Triple Arch“ an der Nationalparkstraße ab. Ab späten Abend geht es zum „St. Mary Visitor Center“ zurück und um 23:00 Uhr endete mein Tag im gleichnamigen Ort.
Nach einer guten Nacht stehe ich um 6:20 Uhr auf und fahre direkt zu den „Many Glaciers“. Bei wunderschönem Wetter und einer extrem kaputten Straße im Nationalpark komme ich wenig später am Parkplatz und am Ende der Straße an. Heute steht die Wanderung zum „Grinnel Glacier“ an, die nur 6 Meilen (One-Way) lang ist. Nach einem guten Frühstück starte ich die Tour um 7:45 Uhr. Der Pfad ist ebenfalls sehr schön und geht durch dunkle Nadelwälder, blühende Wiesen, Bergseen, zahlreiche Bäche und einem Beerenparadies. Nach 3 Meilen geht es schließlich den Berg hinauf und der Anstieg ist wirklich sehr angenehm zu bewältigen. Auch hier ist das Gestein stark gefaltet und schimmert in den Farben opalblau und weinrot. Gestern hatte ich die Seen, direkt vom „Swiftcurrent Overlook“ gesehen, heute laufe ich direkt daran vorbei („Grinnel Lake“, „Lake Yosephine“ und „Swiftcurrent Lake“). Zur Mittagszeit komme ich am „Grinnel Glacier“ an und wie gut, dass ich meine warmen Sachen (Softshelljacke, Wind-/Regenjacke, Fließpullover) dabei habe. Bis frühen Nachmittag weht am Gletscher und deren vorgelagerter eiskalter See ein kräftiger Fallwind, der direkt vom dahinterliegenden Bergmassiv hinabfällt. Es ist eine wunderschöne Gegend mit noch wenigen Besuchern. Ab Nachmittag werden die Besucherströme schließlich mehr. Ich lege eine Mittagspause am See ein, in denen jede Menge Eisberge schwimmen und laufe anschließend den See bis zum „Grinnel Glacier“ ab. Eine Rangerin ist auch in der Nähe und so schließe ich mich einem Rangerprogramm gleich mit an. Ab jetzt werden die Temperaturen immer höher und in jeder Minute brechen Eis und Gestein vom Gletscher ab. Es ist zu warm hier… Einige Wanderer sehe ich auch direkt auf dem Gletscher lang laufen aber das Risiko ist mir zu hoch. Stattdessen laufe ich direkt an der verbotenen Grenze von Gestein und Eis entlang und schaue mir die zahlreichen kleinen Höhlen des Gletschers von der Seite an. Es ist eine unwirkliche und sehr fremde Gegend für mich, so etwas habe ich noch nie gesehen. Gegen 15:00 Uhr trete ich den Rückweg und komme zwei Stunden später am Auto an. Der Rückweg war extrem voll von Wanderern gewesen, die noch um diese Uhrzeit den Aufstieg wagen. Am Auto ruhe ich mich kurze Zeit aus und gehe mich wenig später im „Swiftcurrent Lake“ an einer versteckten Stelle waschen. Neben der Säuberung meiner Klamotten wird gleich noch etwas gegessen. Am Ende des Tages fahre ich nach St. Mary, betanke das Auto, kaufe Lebensmittel ein und gönne mir ein großes Eis („Moose Tracks“ ist absolut mein Favorit). Nach einem ausgiebigen Abendbrot am Visitor Center gehe ich schließlich am späten Abend schlafen.
Die letzte Nacht war der absolute Horror gewesen. Es ist Samstag und da wird an unzähligen Stellen mit lauter Open-Air-Livemusik gefeiert. Leider hatte die durchaus schlechte Musik erst um 3:30 Uhr sein Ende gefunden und so einen schlechten Gesang habe ich schon lange nicht mehr gehört. Die letzten 3 Stunden waren eher das alkoholische Abschlusskonzert anstatt ein ruhiger Ausklang gewesen. Um 7:00 Uhr stehe ich ziemlich zerknittert auf und fahre direkt zu den „Many Glaciers“, in der Hoffnung, dass der „Iceberg Lake Trail“ offen ist aber dem war leider nicht so. Auch dieser Wanderweg ist aufgrund von Grizzlybären gesperrt und das jetzt schon seit über einer Woche. Am Parkplatz esse ich Frühstück und fahre wieder über St. Mary in den Nationalpark hinein. Es dauert nicht lange und schon taucht ein Grizzlybär an der Straße auf. Aus gerade einmal 20 Meter Entfernung kann ich den großen Grizzly beim Gras fressen beobachten. Wenige Minuten später kommt auch schon die erste Parkrangerin. Höflich aber mit ernstem und lauten Ton werden die Besucher auf Abstand gehalten und der Verkehr geregelt. Nach einer halben Stunde Beobachtungszeit überquert der Grizzly schließlich die Straße und ich setze meine Fahrt weiter fort. Ich stelle meinen Tagesplan um und fahre zum „Sunrift George“. Hier starte ich um 9:30 Uhr die lange Loop-Wanderung zum „Slyeh Bend“, die über einen Pass geht. Die Entfernung mit gerade einmal 10,5 Meilen ist sehr angenehm und ich bin die ersten 3 Meilen ganz alleine unterwegs. Der Pfad geht durch verbrannte Wälder und wenig später immer weiter den Berg hinauf. Ein ebenfalls sehr schöner Wanderweg, der an Wasserfällen, Bächen, Gletschern, blühenden Wiesen und kleinen dichten Wäldern vorbei geht. Am Wanderweg gibt es viele Huckleberrys und so lege ich eine kleine Essenspause ein. Einige Zeit später habe ich die 1.000 Höhenmeter zum Pass überwunden und ich komme zur Mittagszeit oben an. Hier lege ich eine große Pause für meine Mahlzeit ein und ruhe mich schön aus. Ein toller Pass mit einer beeindruckenden Aussicht auf zahlreiche Berggipfel und Seen. Nach einer Stunde geht es weiter und der Pfad geht ab jetzt nur noch bergab. Entgegenkommende Wanderer berichten von der Sichtung einer Grizzly Mutter mit einem Kind im Waldgebiet aber ich kann auf dem weiteren Weg keinen Bären sehen. Die Gegend ist und bleibt bis zum Ende der Wanderung ein Traum. Das ist Montana… Um 17:00 Uhr komme ich mit jeder Menge Kraftreserven an der Shuttlestation an und warte auf den nächsten Bus, der mich zum Auto zurückbringt. Am „St. Mary Visitor Center“ esse ich Abendbrot, fülle das Trinkwasser nach, lade meine technischen Geräte auf und säubere die Kameraausrüstung.
Am heutigen Tage steht die große 20 Meilen lange Wanderung über den „Gunsight Pass“ an. Das Wetter ist Vormittags sehr schön und vor allem auch sehr warm. Auf dem Weg zum Startpunkt mussten aber noch Äste von der Straße geräumt werden. Durch den starken Wind der letzten Nacht sieht die Straße an einigen Stellen mehr grün als grau aus. Ich fahre direkt zum „Jackson Glacier Overlook“, esse dort Frühstück, packe alle Sachen und starte die Wanderung des „Gunsight Pass Trailhead“ um 6:15 Uhr. Laut Wetterbericht soll das Wetter zwar schlechter und kühler werden, jedoch ohne Regen. Die ersten 5 Meilen komme ich sehr schnell durch den dichten Wald voran und am frühen Morgen ist es die beste Wanderzeit überhaupt. Ich bin alleine unterwegs und erst am „Gunsight Lake“, wo ein Campingplatz ist, treffe ich die ersten Wanderer. Es ist eine traumhafte Wandergegend mit ganz vielen Himbeersträuchern und blühenden Pflanzen. In der Nähe vom See lege ich eine Beerenpause ein und stärke mich. Nachdem See geht der Pfad immer weiter höher am Felshang entlang, bis zum „Gunsight Pass“ hinauf. Die Winde werden immer stärker und ich ziehe alle Sachen an, die ich eingepackt habe. Dank der Wind-/Regenjacke, dem Fließpullover, der Softshelljacke und dem Langarm-Merinohemd komme ich zwar etwas ins Schwitzen aber ich friere nicht. Um 11:00 Uhr erreiche ich den „Gunsight Pass“ und lege in der kleinen Hütte meine Mittagspause ein. Es sind noch vier anderer Wanderer in der Hütte und so kommt man schnell ins Gespräch. Viele Wanderer sind aber heute aufgrund des schlechten Wetters nicht anzutreffen und das gefällt mir sehr. Ein weises „Mountain Goat“ ist auch direkt an der Hütte und beobachtet uns neugierig aus wenigen Metern. Nach einer Stunde Pause gehe ich weiter und ein anderer Wanderer schließt sich bei mir an. Er kommt aus der gleichen Richtung und läuft die gleiche Strecke wie ich heute. Auf dem „Gunsight Pass“ wird das Wetter zur Mittagspause immer schlechter. Es ziehen immer mehr Wolken auf, die Winde nehmen stark zu und die Temperaturen fallen auf 50 Fahrenheit (gefühlt wie 35 Fahrenheit) hinunter. Jetzt beginnt der unangenehme Teil der heutigen langen Wandertour. Ich entscheide mich die Tour fortzusetzen und nicht den gleichen Weg zum Auto zurückzukehren. Ziel ist die Shuttlebusstation an der „Mc Donald Lodge“, die knapp 10 Meilen vom Pass entfernt ist. Der Trail geht hinab zum „Lake Ellen Wilson“, vorbei an kleinen Wäldern und später wieder schön lange den Berg hinauf. Ich dachte, es geht nur noch bergab aber da habe ich mich getäuscht. Über eine Strecke von 3,5 Meilen geht es nachdem Pass auf fast die gleiche Höhe nochmal bergauf, bevor wir zur frühen Nachmittagszeit am „Sperry Chalet“ ankommen. Ein paar Mountain Goats sehen wir und die Sonne kommt auch immer öfters heraus. Die Hütte in Luxusausstattung mit einem kleinen See liegt gut geschützt in einem Bergmassiv. Hier entscheide ich mich für zwei Tassen warmen Tee und danach fühle ich mich schon viel besser. Am Ende der kleinen Pause trage ich mich im dort liegenden Gästebuch ein und wir starten die letzten 6,5 Meilen hinab zur Nationalparkstraße. Jetzt geht es wirklich nur noch bergab. Das gute Gespräch mit dem anderen Wanderer lenkt sehr gut ab, was zwei andere Wanderer ausnutzen und uns erschreckt haben. Um 17:00 Uhr kommen wir schon an der „Mc Donald Lodge“ an. Der Shuttlebus bringt uns wieder zurück zum Auto und ich komme eine Stunde später am „Jackson Glacier Overlook“ wieder an. Nach 12 Stunden Wanderzeit und über 20 Meilen Distanz (analog der Paintbrush-Cascade-Loop-Trail im Grand Teton Nationalpark) geht die sehr schöne aber auch sehr anstrengende Wanderung zu Ende. Im Auto esse ich Abendbrot und fahre schließlich zu meinem Schlafplatz zurück.
Am nächsten Morgen schlafe ich schön bis 8:00 Uhr aus. Am „St. Mary Visitor Center“ esse ich Frühstück und frage nach der Wanderung zum „Iceberg Lake“ nach aber der Pfad ist immer noch aufgrund der Grizzlybären gesperrt. Der „Highline Trail“ wird wohl auch so lange gesperrt sein und ich bin froh, diesen noch bewandert zu haben. Das Wetter im Nationalpark soll die Tage recht bescheiden werden und so beschließe ich heute zum nächsten Ziel, den „Mount Rainier Nationalpark“ zu fahren. Bevor ich die Fahrt zum nächstes Ziel starte gehe ich wieder im „Swiftcurrent Lake“ mich waschen. Um 10:15 Uhr trete ich den bisher längsten Reiseabschnitt zum „Mount Rainier Nationalpark“ an. Die Distanz zum Ziel beträgt 520 Meilen und die lange Fahrt meistere ich in etwa 11 Stunden mit nur zwei kürzeren Pausen. Nach den ersten 20 Meilen aus dem „Glacier Nationalpark“ wird das Wetter wieder wunderschön und vor allem wärmer und ich fahre immer der Sonne entgegen. Die lange Fahrt geht über die I-90 nach Westen über Spokane und schließlich Yakima, wo ich das Auto betanke und Lebensmittel einkaufe. Am späten Abend finde ich an der Straße ca. 4 Meilen vor dem Nationalparkeingang (Südostseite des Parks) zum Mount Rainier einen Schlafplatz und stelle noch alle Uhren eine Stunde vor (neue Zeitzone).
Im nächsten Bericht erfahrt Ihr mehr zu meinem Besuch im „Mount Rainier Nationalpark“, den ich für einige Tage besuchen werde.
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