Nach einer langen Erholungsphase in Peru beginne ich Anfang Januar meine lange Reise durch Patagonien. Das erste Ziel ist der Touristenort Ushuaia. Am Tag der Ankunft mit LATAM Airlines über Buenos Aires komme ich bei angenehmen Temperaturen von 15 Grad am „Ende der Welt“ an. Um 17 Uhr Ortszeit lande ich in Ushuaia und laufe vollgepackt die knapp 2,5 Kilometer direkt zu meinem Hostel „La Posta“. Die ersten drei Nächte habe ich in diesem Hostel gebucht und versuche mir in dieser Zeit einen Überblick zu verschaffen und die weitere Reise zu planen. Ich checke im Hostel ein, bekomme eine Stadtkarte von den Mitarbeitern ausgehändigt und kaufe wenig später Lebensmittel in den umliegenden Supermärkten ein. Bis auf ein schönes warmes Abendessen, den Kontakt zu meiner Familie und einer warmen Dusche wird heute nicht mehr viel passieren. Aufgrund der Anreise über diverse Flughäfen mit unterschiedlichen Airlines bin ich so müde, dass ich bereits um 22 Uhr mein Bett aufsuche.
In den nächsten Tagen ruhe ich mich im Hostel aus, verschaffe mir in der Tourist-Information in Ushuaia einen Überblick und tausche mich mit vielen anderen Mitreisenden aus. Von den zahlreichen Backpackern erhalte ich sehr wichtige und nützliche Informationen für meine Reise durch Südamerika. Die Ruhepausen in den Hostels nutze ich für die Arbeit an der Webseite, die Planung der Route und Unterkünfte sowie Recherchen über zahlreiche Themen (Nationalparks, Unterkünfte, Transportmittel, Touren, Einfuhr- und Grenzbestimmungen…). Im zentralen Tourist-Office am Pier vom Ort lasse ich mir die typischen Stempel im Reisepass geben. Es ist viel los in der Gegend, denn es ist Sommer in Patagonien. In Ushuaia und der Umgebung werde ich ungefähr zwei Wochen verweilen. Mit viel Mühe und Glück kann ich weitere Nächte im Hostel „La Posta“ verbringen, denn die meisten Unterkünfte in Ushuaia sind für die nächsten Wochen komplett ausgebucht. Aufgrund der voll belegten Unterkünfte besuche ich ein anderes Hostel und werde die letzten Tage in Ushuaia in der Unterkunft „Cruz Del Sur“ verweilen. An sich ist der Ort Ushuaia nicht besonders schön, aber die Lage der Stadt ist dafür umso interessanter. Die Preise für Lebensmittel, Unterkünfte und Touren sind überteuert, das liegt am Touristenboom, da viele Besucher über Kreuzfahrtschiffe in die Gegend gelangen. Es sind leider die typischen Schattenseiten vom Tourismus. Viele Backpacker ächzen unter den hohen Preisen und ein regelrechter Kampf um günstige Übernachtungen, Bustickets und Touren sind an der Tagesordnung. Viele Reisende haben nicht mit solch hohen Preisen hier gerechnet aber anscheinend hat sich Argentinien auf die Abzocke von Touristen eingestellt. Geführte Touren um Ushuaia sind problemlos eins bis zwei Tage im Voraus buchbar aber der Transport mit dem Bus nach Norden (Punta Arenas, Puerto Natales und Río Gallegos) ist völlig ausgebucht. Die nächsten Bustickets sind erst in 4 bis 6 Tagen wieder verfügbar. Damit habe ich in Südamerika nicht gerechnet. Die Bargeldabhebung war zu Beginn eine große Herausforderung gewesen. In jeder Bank wird pro Abhebung eine Gebühr von 96 argentinischen Pesos (umgerechnet 5 Euro) erhoben. Außerdem ist die Abhebung limitiert auf maximal 2.000 ARS (umgerechnet 105 Euro). Ein Vergleich unter den Banken bringt nichts, da jede Bank die gleichen Konditionen aufweist. An einigen Tagen erkunde ich den Ort und begebe mich auf Entdeckungsreise mit meiner Kamera. Die sich stetig ändernde Wetterlage bringt viele interessante Motive und Farben zum Vorschein. Insgesamt ist das Wetter in Ushuaia schlecht und viel zu kühl und regnerisch für diese Jahreszeit. Einige Einheimische berichten von dieser Schlechtwetterlage, die seit November letzten Jahres bis heute anhält. An einem Tage können alle möglichen Wetterkapriolen auftreten, von Sonne über Regen, Schnee und heftigen Winden. Mit ganzen 17 Stunden Tageslicht habe ich in Ushuaia die längsten Tage auf meiner bisherigen Reise erlebt. Die Sonne geht um 5 Uhr auf und verabschiedet sich erst wieder um 22 Uhr. Das ist natürlich genial, um Wanderausflüge und Tagestouren durchzuführen.
Innerhalb meines Aufenthaltes in Ushuaia besuche ich das Hostel „La Posta“ und „Cruz Del Sur“. Der Aufenthalt im Hostel „La Posta“ hat mir am besten gefallen. Die Unterkunft ist groß, bietet zwei große Küchen zum Kochen an und hat ein leckeres üppiges Frühstück am Start. Außerdem sind die Mitarbeiter im Hostel sehr freundlich, nett und hilfsbereit. Zwar liegt das Hostel einige Kilometer außerhalb von Ushuaia aber dafür ist die Lage ruhig und man kann zu Fuß wunderbar die Gegend erkunden. Im Hostel „Cruz Del Sur“ war ich sehr enttäuscht gewesen. Die zahlreichen sehr guten Bewertungen im Internet sind irreführend und nicht wirklich nachvollziehbar. Es gibt nur eine sehr kleine Küche, in der die Angestellten mit kochen und somit den Platz und viel Zeit wegnehmen. Das Wifi ist instabil und sehr schlecht. Des Weiteren ist das Personal sehr unfreundlich, abwertend und distanziert. Besonders die junge kleine Dame des Hauses ist sehr laut, mischt sich in viele Belange der Reisenden mit ein und hält ständig Vorträge über Sauberkeit und Benehmen. Auf meiner Reise ist es das Hostel mit den meisten Regeln, an die jeder sich halten muss, sonst fliegt man aus dem Hostel wohl heraus. Überall stehen Verbots- und Hinweisschilder, das ist noch schlimmer als in Deutschland (z.B. Schwimmbäder, Erlebnisparks oder Museen…). Zwar ist die Lage des Hostels sehr zentral aber die Nähe zu einer der großen Straßen bringt keine Ruhe im Mehrbettzimmer. Bis spät in die Nacht fahren die Busse, Taxis und andere Fahrzeuge ständig an der Unterkunft vorbei. Wirkliche Ruhe und Entspannung habe ich in dieser Unterkunft nicht finden können.
Dem Touristentrubel entkomme ich, in dem ich ausgewählte nicht überlaufene Wanderpfade erkunden möchte, einige Touren auf dem Beagle-Kanal buche und im Nationalpark „Tierra del Fuego“ für mehrere Nächte campen werde. Die meisten Reisenden haben nämlich keine Zeit und erkunden beispielsweise den Nationalpark „Tierra del Fuego“ nur an einem Tag. Das ist viel zu kurz, man sollte mindestens 3 bis 4 Tage einplanen. Über die verschiedenen Abenteuerreisen berichte ich in den nächsten Blogs. Mein wichtigster Touren- und Reiseplaner ist der „Rother Wanderführer – Patagonien und Feuerland“ (Auflage 2016). Hier habe ich über 50 ausgewählte Touren durch ganz Patagonien aufgelistet. Er wird in den nächsten Monaten mein wichtigstes Nachschlagewerk werden und meine Reiseroute ein Stück weit bestimmen. Auf die neue und fremde Gegend habe ich mich erst nach knapp zwei Wochen so richtig eingestellt. Ich brauche einfach etwas mehr Zeit, denn die Art und Weise der Reise ist für mich völlig neu und ungewohnt.
Im nächsten Beitrag berichte ich über meine Abenteuer in der Bergregion von Ushuaia. Hier werde ich die Laguna Esmeralda, den Cerro del Medio und Cerro Roy besuchen.
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