Als Reisender und Hobbyfotograf bin ich kein Fan von Touren aber in seltenen Fällen stechen bestimmte Tagestouren besonders heraus. Eine davon auf meiner Reise führt der Veranstalter Pira Tours durch, der in Ushuaia Ausflüge zu Pinguinen anbietet. Es ist der einzige Anbieter in der Gegend, der Wanderungen auf der Isla Martillo mit den Pinguinen zulässt. Alle anderen Unternehmen fahren mit Ihren großen Booten an die Insel heran und kommen den besonderen Tieren nicht so nahe. Im Gegensatz zur Gegend um Punta Arenas, wo der Besucher tausende Magellan-Pinguine beobachten kann, ist es in Ushuaia möglich, auch Eselspinguine und Königspinguine zu besichtigen. Alle drei Pinguinarten befinden sich nämlich auf der Isla Martillo. Die Wanderung auf der kleinen Insel erlaubt den Besucher für eine Stunde alle drei Pinguinarten zu beobachten. Die Tagestour mit Pira Tours wird anschließend abgerundet mit dem Besuch der Estancia Harberton und dem Museo Acatushún, einer Schifffahrt auf dem Beagle-Kanal und der Beobachtung vieler Seelöwen und zahlreicher Vogelarten am Leuchtturm Faro Les Eclaireurs. Die Tour ist keineswegs günstig aber für 160 US-Dollar bekommt der Besucher einen informativen, reichhaltigen und abwechslungsreichen Tag angeboten, den er nicht so schnell vergessen wird. Außerdem steht der Schutz und der Respekt vor der Natur an oberster Stelle. Mit einem kleinen Boot wird mit maximal 15 Personen auf die Isla Martillo übergesetzt und der Guide passt genau auf, dass sich jeder während der Wanderung an die Regeln hält. Die Tour wird vom Veranstalter in zwei unterschiedlichen Transportvarianten angeboten. Entweder die Tour startet mit dem Reisebus am Vormittag Richtung Estancia Harberton und endet mit der Schifffahrt auf dem Beagle-Kanal oder eben umgekehrt. Ich selbst empfehle die zweite Variante, zuerst mit dem Schiff auf dem Beagle-Kanal Richtung Estancia Harberton zu fahren. Denn am Ende des Tages sind die meisten Besucher müde und so kann im Bus wunderschön geschlafen werden. Ich mag erst Action, dann die Ruhe. In puncto Naturschutz, Tour-Organisation, Zeiteinteilung und Hintergrundinformationen (Geschichte) bin ich mit diesem Anbieter sehr zufrieden gewesen. Demzufolge habe ich diese Tour zweimal durchgeführt und beschreibe in den nächsten Absätzen diese wunderschönen beiden Tage.
- Erste Tour am 14. Januar 2017: Einen Tag nach meinem Campingabenteuer im Nationalpark Tierra del Fuego startet die erste geführte Tour in Patagonien. Ich stehe um 7 Uhr in meinem Hostel „La Posta“ auf, esse schön Frühstück und packe meinen Tagesrucksack zusammen. Da der Ausflug mit Pira Tours keine Verpflegung beinhaltet, nehme ich mir meine eigene Vesper mit. Natürlich bleibt während der Tour genügend Zeit für Verpflegung aber ich werde nicht in einem Restaurant essen gehen, dass ist viel zu teuer. Eine halbe Stunde später laufe ich von meiner Unterkunft zum Hafenpier von Ushuaia. Am Pier haben sich viel Verkaufsstände mit zahlreichen Anbieter niedergelassen, die Touren für die Besucher in der Gegend anbieten. Auch Pira Tours hat am Pier einen Verkaufsstand, wo ich mein Ticket für die Tagestour sowie eine „Boardingkarte“ in einer bestimmten Farbe abhole. Die Reservierung dieser Tour habe ich etwa 3 Tage im Voraus getätigt. Einige Zeit später startet die Tour mit dem Reisebus Richtung Estancia Harberton, einer der ältesten Farmen im patagonischen Argentinien. Die Fahrt zur historischen Farm dauert anderthalb Stunden, eine gute Gelegenheit um während der Reise meine Vesper anzuknabbern. Zu Beginn bin ich mit der Tour nicht wirklich zufrieden gewesen. Der Reisebus war recht voll und die ersten Informationen über den Tag sind recht dürftig. Diese Meinung hat sich aber später schnell geändert. Einige Kilometer vor der historischen Farm halten wir bei einem schönen Aussichtspunkt für eine kleine Pause an. Mit Blick auf einem wunderschönen Fluss im patagonischen Feuerland, dem Beagle-Kanal und vom Wind stark geformte Bäume werde ich belohnt. Während dem letzten Teil der Busfahrt bekommen wir Tourablauf, geschichtliche Hintergrundinformationen und die Bedeutung der „Boardingkarte“ näher erklärt. Je nach Farbe der Karte werden nach dem Zufallsprinzip alle Besucher in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe besichtigt das Museo Acatushún während die andere Gruppe auf die Insel Isla Martillo übersetzt. Als der Bus die Estancia Harberton erreicht, bleibt genügend Zeit für eine kleine Pause mit Verpflegung und warmen Tee. Das Wetter ist heute nicht besonders schön, die typische patagonische Kombination aus starken kalten Winden und Regen. Anschließend werden die Gruppen gebildet und für mich steht die Besichtigung der Pinguine auf Isla Martillo an. Mit einem Schnellboot setzen wir innerhalb von 15 Minuten auf die kleine abgelegene Insel über. Während der Fahrt gibt der Guide die letzten Instruktionen und wiederholt eindringlich die Regeln, an die sich jeder Besucher zu halten hat. Mit etwa 12 Personen verlassen wir das Boot und starten die Wanderung auf Isla Martillo. Als Gruppe gehen wir geschlossen auf dieser kleinen Insel wandern. Wer sich zu weit entfernt oder den Tieren zu nahe kommt, wird höflich ermahnt. Für mich trifft die erste Schandtat zu, ich bin mit fotografieren beschäftigt und daher sehr langsam unterwegs. Bei dem Guide bin ich somit schon notiert, so gefällt mir das. Es dauert nicht lange und schon kommen die ersten neugierigen Magellan-Pinguine angewatschelt. Selbst einige Königspinguine sind an diesem Ort zu finden, was nicht immer selbstverständlich sind. An einer Stelle auf Isla Martillo konnte ich alle 3 Arten auf einen Haufen entdecken. Der Höhepunkt bei der Wanderung war der Zutritt zur Brutkolonie der Pinguine. Ruhig und gesittet geht es nicht an diesem Ort zu. Jegliche Verhaltensweisen können bei den besonderen Geschöpfen an diesem Ort beobachten werden. Ein Stück weit fühle ich mich wie auf Galapagos bei den Fregattvögeln in North Seymour versetzt. Nach dieser sehr beeindruckenden Erfahrung geht es zurück zur Estancia Harberton, wo ich das Museo Acatushún besuche. Das Museum dient zur Erforschung zahlreicher Meeressäugetiere von Südamerika und beinhaltet eine große Skelettsammlung von Delphinen, Walen, Seelöwen und Vögel. Die Sammlung kommt nicht von der Jagd der Tiere, sondern deren Überreste wurden an den zahlreichen Stränden dieser Region angespült. Unzählige Knochen liegen am Strand in den Buchten herum und prägen das Bild dieser rauen Landschaft. Nach einer intensiven und lehrreichen Stunde im Museum startet der letzte Teil der Tagestour. Mit dem Schiff geht es von der Estancia Harberton über den Beagle-Kanal zurück nach Ushuaia. Während der 2,5 stündigen Überfahrt kann die umliegende Landschaft im verglasten Kabinenbereich oder auf dem offenen Deck genossen werden. Aufgrund des schlechten Wetters und des kalten Windes verweile ich immer nur kurz auf dem Deck. Während der Fahrt kann ich zahlreiche Albatrosse, einige Seelöwen und viele Pinguine beobachten. Zum Ende der wunderschönen Tour fahre ich an dem Leuchtturm Faro Les Eclaireurs und den benachbarten Inseln vorbei. Direkt am Leuchtturm ruhen sich viele Seelöwen aus und auf der anderen Seite befinden sich tausende Vögel auf den kleinen schroffen Felsinseln. Unser Schiff hält kurz an den Stationen für Fotos an und erklärt dem Besucher einiges über die Gegend und die Tiere. Dann geht es zurück zum Hafen von Ushuaia, wo die Tour schließlich zum späten Nachmittag ihr Ende findet.
- Zweite Tour am 17. Januar 2017: Nach drei Tagen habe ich mich dazu entschlossen, noch einmal an der Tour teilzunehmen. Ich hoffe auf besseres Wetter und weitere wunderschöne Tierbeobachtungen. Der einzige Unterschied ist dieses Mal die Richtung der Tour. Die Hinfahrt erfolgt von Ushuaia auf dem Beagle-Kanal bis nach Estancia Harberton. Die Rückfahrt findet zum Nachmittag mit dem Bus statt. Mein Schwerpunkt liegt in dieser Tour auf gute Tierfotos und das ausquetschen von zahlreichen Informationen vom Guide. Da es der gleiche Guide ist, steht einem guten Gespräch nichts im Wege, denn die junge Frau hat mich wieder erkannt. Nach einem guten Frühstück im Hostel „Cruz del Sur“ laufe ich die wenigen hunderte Meter zum Hafen hinunter und schieße ein paar schöne Bilder, bevor die Tagestour mit Pira Tours um 8:30 Uhr beginnt. Das Wetter ist jetzt schon viel schöner in Ushuaia, die Sonne zeigt sich. Gemütlich startet die Tour mit Schiff auf dem Beagle-Kanal und der erste Halt ist bei den vorgelagerten schroffen Felsinseln und dem Leuchtturm Faro Les Eclaireurs. Hier entstehen wunderschöne Aufnahmen von den unzähligen Vögeln und Seelöwen, die sich auf den Insel ausruhen. Das Wetter ändert sich und überall in der Landschaft kommen heftige Regenschauer hinunter. Unser Schiff bleibt davon verschont, es kommt sogar ab und zu die Sonne heraus und der Wind ist auch noch nicht sehr stark. Während der Überfahrt zur Estancia Harberton frühstücke ich in Ruhe auf dem Schiff. Nach 2,5 Stunden Fahrt erreichen wir um 11:30 Uhr die historische Farm. Wie bei der ersten Tour hat jeder Teilnehmer den Boardingpass bekommen und bei der Auswahl der Farbe bin ich wieder in der ersten Gruppe, die auf die Isla Martillo überfahren darf. Nach 15 Minuten Aufenthalt am Pier in der Bucht geht schließlich die Überfahrt mit dem kleinen Boot los. Das Wetter ist und bleibt während der Wandertour mit den Pinguinen besser als ich es gedacht habe, endlich mal kein Regen. Der einzige Unterschied ist die Auswahl der Anlegestelle auf der Insel. Dieses mal beginnt die Tour auf der anderen Seite der Insel. Wieder habe ich viel Glück und kann ein paar Königspinguine und viele Eselspinguine auf Isla Martillo entdecken. Bei der Wanderung entstehen noch viel schönere Bilder als zuvor. Nach einer guten Stunde ist alles schon wieder vorbei und wir setzen zur Farm über. Der starke Mix aus Sonne, Wolken und vielen umliegenden Regenschauern verleiht der Landschaft heute besonders eindrucksvolle Kontraste. Jetzt ist Mittagspause bei der Tour angesagt und ich vertilge meine Vesper auf einer schönen Holzbank mit Blick auf die alte Farm. Eine Stunde später steht der Besuch im Museo Acatushún an, allerdings werde ich an diesem Teil der Tour nicht teilnehmen. Stattdessen erkunde ich die Gegend auf eigene Faust und hole dadurch ganze 2 Stunden für schöne Bilder heraus. Ich warte gezielt die Momente an den jeweiligen Orten für schöne Bilder ab, da unsere Gruppe nicht die Einzige ist, die diesen Ort besucht. Ich nutze auch die Gelegenheit, um den Guide mit vielen Fragen zu löchern. Gegen frühen Nachmittag steht die Rückreise nach Ushuaia an. Doch bevor es auf die anderthalbstündige Fahrt geht, halten wir noch einmal an einem schönen Aussichtspunkt auf dem Beagle-Kanal an. Während der Busfahrt esse ich meine restliche Verpflegung auf und ruhe mich von der Tour aus. Bei wunderschönem Sonnenschein komme ich am späten Nachmittag in Ushuaia wieder an. Es war ein sehr schöner Tag mit Pira Tours gewesen, das Wetter hat mitgespielt, die Gruppe war sehr angenehm und die Tierbeobachtungen in jeder Hinsicht beeindruckend.
Im nächsten Blog berichte ich über meine Reise zu den Königspinguinen im Parque Pingüino Rey. Es ist die einzige und nördlichste Kolonie von Königspinguinen auf diesem Kontinent. Die größten Kolonien auf der Welt befinden sich in Südgeorgien und Touren an diesem Ort kostet im Schnitt weit mehr als 10.000 Euro pro Person.
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