Der erste Tag im „Mount Rainier Nationalpark“ beginnt bei wunderschönem Wetter und sehr wenig Autos im Südosten des Parks. Ich fahre um 6:20 Uhr von meinem Schlafplatz in die sehr abgelegene und bewaldete Gegend hinein und beschaffe mir am Eingang das Kartenmaterial. Hier entscheide ich alleine, zuerst den nördlichen Teil (Sunrise) des Parks zu erkunden. Ich fahre die knapp 20 Meilen zum Sunrise mit der gleichnamigen Lodge und dem Visitor Center. Tankstellen oder Supermärkte gibt es im Nationalpark nicht, sodass ich sehr froh bin, schon den Tag zuvor in Yakima alles erledigt zu haben. Nach einer Stunde Erkundung komme ich am Sunrise an und sehe den über 4.400 Meter hohen Mount Rainier, der an jeder Seite von unzähligen Gletschern umgeben ist. Die Sicht ist sehr klar, das Wetter ist perfekt zum Wandern und die Besucher sind aufgrund das Montag ist, wirklich sehr wenig. Auf dem großen Parkplatz esse ich Frühstück, packe alle Sachen für die Wanderung und informiere mich an den Wanderplakaten in der Gegend. Da das Visitor Center erst um 10:00 Uhr seine Pforten öffnet, beschließe ich um 8:00 Uhr die Wanderung des „Sourdough Ridge Trails“ anzugehen. Vom gesamten Wanderweg habe ich immer einen schönen Blick auf den Mount Rainier. Am Wiesenhang geht der Wanderweg vorbei an vielen blühenden Pflanzen und Nadelwäldern. Das erste kleine Ziel ist der „Frozen Lake“ und danach geht der Weg weiter hinauf zu den „Burroughs Mountains“. Eine solche Gegend ist für mich nochmal eine neue Erfahrung und der Wanderweg ist traumhaft. Über diese Bergkette geht es immer näher an die Gletscher heran (bis auf eine Meile vor die Gletscherzungen). Die Besteigung des Mount Rainier ist ohne spezielle Ausrüstung unmöglich. Die Besteigung geht nur über ein Zwischencamp, einem sehr frühen Aufstieg am Morgen, spezielle Ausrüstung sowie mindestens zwei Tagen Aufenthalt. Die „Burroughs Mountains“ haben offiziell zwei kleine Gipfel zur Besteigung, die über einen Trail einfach erreicht werden können. Es gibt noch einen dritten Gipfel (ausgehender Wanderweg vom zweiten Gipfel), der noch näher am „Winthrop Glacier“ ist und dieser Aussichtspunkt war der beste an diesem Tage gewesen. Ich lege dort eine lange Mittagspause ein und genieße den Blick auf die riesige Eiswand am Mount Rainier. Am Nachmittag trete ich den Rückweg über einen anderen Wanderweg zum „Glacier Overlook“, dem „Sunrise Campground“ sowie den „Shadow Lake“ an. Auf dem Pfad wehte ein starker Wind und bildete nacheinander zwei Staubteufel mit einem Durchmesser von 1-2 Metern. Nach einer starken Windphase wurde es plötzlich still und nach wenigen Sekunden hörte ich starke Schläge auf dem Boden des Wanderweges. Der erste Staubteufel riss viel Sand, kleine Steine, Pflanzen und Nadelzweige in die Luft und verschwand nach 2 Minuten wieder. Wie ein starker Sauger hinterließ er seine Spuren am Boden und ich stand nur wenige Meter entfernt. Nach weiteren 5 Minuten kam ein zweiter Staubteufel und plötzlich stand ich mittendrin. Nach einer Minute war alles vorbei und alle meine Sachen mit der Kameraausrüstung waren so richtig schön dreckig geworden. Um 17:00 Uhr komme ich am Auto wieder an und besuche das Visitor Center. Hier erfrage ich alle Informationen zum Wandern, Overnight Parking und Ausflugsziele. Das Overnight Parking ist wie immer im Nationalpark nicht erlaubt, allerdings gibt es am Sunrise einen Overnight Parkplatz. Auf diesen Parkplatz stehen viele leere Autos (womöglich die Backcountry Wilderness Camper) und ein freier Platz, wo ich mich am Abend hinstelle und einfach dort übernachten werde. Mal schauen, ob ich eine ruhige Nacht ohne Ticket haben werde. Der heutige Tag war ein absoluter Wandertraum mit wenig Besuchern und einer Kulisse, die seinesgleichen sucht.
Am nächsten Tag klingelt der Wecker schon um 4:40 Uhr und ich konnte die Nacht gut schlafen. Ein Strafticket habe ich nicht am Auto kleben, sehr schön… Ich mache mich frisch, packe schnell alle Sachen und fahre einige Meilen die Strecke zurück zum „Sunrise Point“. Hier starte ich ohne Frühstück die 1,5 Meilen lange Wanderung (One-Way) zum „Dege Peak“. Vor dem Sonnenaufgang komme ich auf dem Berg alleine an und bereite die Kameraausrüstung für den tollen Moment vor. Das Wetter ist perfekt, die Sicht sehr klar und es weht kein Wind. Ich suche eine geeignete Fotostelle und prompt geht auch schon die Sonne auf. Auf über 4.400 Meter geht die Sonne ja wesentlich früher auf und so komme ich etwas ins Schwitzen beim Fotografieren. Die Fotos werden dank der Filter sehr schön, nur die Wahl des Vordergrundes habe ich zeitlich heute nicht gut hinbekommen. Ein wunderschöner Sonnenaufgang ohne jegliche Besucher und der Mount Rainier erstrahlt für einen kurzen Moment im orange-roten Farbton. Um 7:15 Uhr trete ich den Rückweg an und lege eine Frühstückspause am Auto ein. Anschließend werden die Schnitten für den Tag zubereitet und danach fahre ich zum „White River Campground“, wo ich den „Emmons Moraine Trail“ starte. Laut einem Wanderer und dem Nationalparkservice existiert in der Nähe dieses Trail ein anderer inoffizieller Wanderpfad hinauf zum „Mount Ruth“ und dem „Camp Schurman“. Diese beiden Punkte waren die heutigen Tagesziele und ich hoffe, den Weg zu finden. Der „Emmons Moraine Trail“ endete schon nach 1,5 Meilen und ab dann begann ein inoffizieller Wanderweg, dem ich aber nicht lange folgen konnte. Einige Zeit später lief ich direkt durch den Wald und am „White River“ (als Orientierung) entlang. Über Moos, Stock und Stein ist es extrem kräftezehrend und zeitintensiv durch die Wildnis zu wandern. Im Wald begegne ich direkt einem großen Hirsch und wandere auf Tierpfaden entlang. Irgendwie habe ich mir den heutigen Wandertag etwas anders vorgestellt. Nach langer Suche und vielen gefährlichen Wanderstellen finde ich schließlich den versteckten Pfad in der Nähe vom „Glacier Basin“. Es ist ein kleiner schmaler Weg, der ab jetzt nur noch steil bergauf geht. Der Anstieg ist vom Winkel und Beschaffenheit des Bodens ein absoluter Alptraum. Den ersten Anstieg meistere ich ohne große Probleme und erhalte einen atemberaubenden Ausblick auf den „Emmons Glacier“. Nach einer kleinen Pause geht es weiter den Berg hinauf und nach einer Meile wird aus dem sandigen Boden nur noch Fels und Gestein. Die Steigung nimmt stark zu und aus der Wanderung wird eine Kletterpartie. Viele kleine und große lockere Felsbrocken mussten überwunden werden. Ohne die Wanderschuhe hätte ich den Pfad nicht meistern können. Erst um 14:00 Uhr erreiche ich mit Mühe den „Mount Ruth“ und bin natürlich alleine dort. Ich lege eine lange Foto- und Essenspause ein. Während der Pause brechen große Felsbrocken vom Berg ab und lösen große Gesteinslawinen mit Schnee und jeder Menge Staub aus. Das Geschehen konnte ich aus wenigen Meilen Entfernung sehr gut beobachten und festhalten. Vom „Emmons Glacier“ bin ich nur wenige hunderte Meter entfernt und die Aussicht auf die Gletscherzunge ist der Wahnsinn. Um 15:00 Uhr trete ich den Rückweg und komme schon nach 2,5 Stunden am Auto an. Diesmal habe ich den Wanderpfad nicht verlassen und keine Umwege durch die Wildnis genommen. Am Abend merke ich meine Muskeln und Gelenke. Die Wanderung hatte den mit Abstand anstrengendsten Anstieg gehabt, den ich bisher überwunden musste. Das Wetter war heute ebenfalls sehr sonnig mit angenehmen Wandertemperaturen gewesen. Am Abend bleibe ich wieder am Sunrise und fotografiere in der späten Stunde noch die Milchstraße. Ab 22:00 Uhr Abends zog die Milchstraße genau über den Mount Rainier und war einfach perfekt zum fotografieren.
Und täglich grüßt das Murmeltier… Der Wecker klingelt um 4:40 Uhr und ich fahre sofort zum „Sunrise Point“, wo ich die Wanderung im zügigen Tempo auf den „Dege Peak“ antrat. Um 5:30 Uhr komme ich auf dem Berggipfel an und habe eine ganze halbe Stunde Zeit, die perfekten Fotostellen ausfindig zu machen. Bevor die Sonne aufgeht schieben sich einige Wolken davor und versauen mir die schönste Phase auf dem Berg, so ein Mist… Die Sicht wird immer trüber und so verlasse ich etwas enttäuscht den Berg. Laut Wetterbericht soll das Wetter in den nächsten Tagen schlechter werden. Um 8:30 Uhr fahre ich zur Südseite des Nationalparks mit Ziel des „Paradise“. Auf dieser Seite des Nationalparks ist wesentlich mehr Tourismus und auf den ersten Blick gefällt mir diese Seite nicht so sehr wie der Sunrise im Norden. Am Paradise-Parkplatz starte ich um 9:30 Uhr die Wanderung des 6 Meilen langen „Skyline-Loop-Trail“. Der Wanderweg ist sehr schön aber durch die vielen Besucher auch stark beschädigt. Ich laufe den Loop vom Südwesten bis zum „Panorama Point“ (höchste Stelle) und ab der Hälfte des Pfades wird die Strecke erst so richtig schön. Der Weg führt nun über viele Bäche mit großen Moosflächen und jeder Menge blühender Pflanzen. Die Meadows auf dem Pfad sind ein Traum aber nicht einmal annähernd so schön wie die Mooslandschaften in der Nähe vom „Glacier Basin“. Am Loop-Trail laufe ich vorbei an wunderschönen Wasserfällen und Nadelwäldern. Der zweite Teil dieses Trails ist mit Abstand der Schönste gewesen. Dennoch fand ich die Gegend vom „Sunrise“ im Norden des „Mount Rainier Nationalpark“ wesentlich schöner als das „Paradise“. Nach der 6-7 stündigen Wanderung fahre ich am Nachmittag nach Ashford, betanke das Auto und kaufe Lebensmittel ein. Jetzt brauche ich eine Dusche und gehe schließlich im eisenhaltigen „Kautz Creek“ mich waschen. Am dortigen Parkplatz esse ich Abendbrot und trete die 1,5 stündige Rückfahrt zum „Sunrise“ wieder an. Hier begebe ich mich wieder auf den „Sourdough Ridge Trail“ und fotografiere die Milchstraße in einer klaren dunklen Nacht. Das Wetter heute war sehr schön gewesen. Am Vormittag eher trüb und kontrastarm, am Nachmittag dagegen viel schöner. Sogar einen Feuerregenbogen habe ich dank der Schleierwolken im „Paradise“ zur Mittagszeit gesehen.
Der letzte Tag im Nationalpark wird ein absoluter Höhepunkt mit dem schönsten und unvergesslichsten Sonnenaufgang werden, denn ich je erlebt habe. Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr Morgens und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ein drittes Mal zum „Dege Peak“ aufbrechen sollte. Trotz der Wolken am Himmel wandere ich sehr zügig die 1,5 Meilen vom Sunrise und komme 40 Minuten später auf dem Berg an. Auf der gesamten Ostseite am Horizont sind viele Wolken zusehen und ich bin stark am zweifeln, ob das überhaupt ein toller Sonnenaufgang wird. Ich bereite die Fotoausrüstung samt Kamera mit allen Filtern vor und suche mir eine schöne Stelle in Richtung des Mount Rainier aus. Heute weht ein sehr starker Wind und erschwert das Fotografieren zusätzlich. Gegen 6:00 Uhr geht es schließlich los aber der Mount Rainier bleibt im Dunkeln. Nur für einen ganz kurzen Moment wird der Gipfel beleuchtet. Dafür schaue ich nach Osten und sehe wie die Wolken von der Sonne von unten in einem starken orange-roten Farbton angeleuchtet werden. Die ersten Fotos sind sehr vielversprechend und ich bin beeindruckt von der klaren Sicht auf die gesamte Gegend. Nach kurzer Zeit bestrahlt die Sonne den gesamten Gletscherbereich des Mount Rainier in den gleichen wunderschönen Farbton. Ich wechsel zu meiner Lieblingsstelle und habe gerade einmal 5 Minuten, um diesen einzigartigen Moment festzuhalten (obiges Titelbild). Anschließend wechsel ich wieder den Platz in Richtung Sonnenaufgang und es erscheinen ganz viele Lichtstrahlen in den Tälern. Ich zähle bis zu 6 verschiedene Lichtstrahlen in den unterschiedlichsten Kontrasten, wow. Nur einen Moment später wird die gesamte Ostseite der Landschaft auf über 180 Grad mit den Lichtstrahlen überflutet. Dank dem Wechselspiel von Sonne und Wolken erlebe ich für einen ganz kurzen Augenblick dieses einzigartige Schauspiel in der Natur. Die Sicht auf den „Mount Adams“ ist ebenfalls grandios. Hier gelingen mir mit die besten Bilder unter Einsatz der Filter auf dem Teleobjektiv. Durch den starken Wind verändern sich auch die Wolken am Himmel. Seltsame Wolkenformen wie Tassen oder Kugeln werden am Himmel sichtbar und werden in den unterschiedlichsten Farben angestrahlt. Alle wunderschönen Ereignisse kommen nacheinander und ich habe genug Zeit das Geschehene festzuhalten. Nach einer Stunde auf dem „Dege Peak“ ist alles schon vorbei und ich packe meine Kameraausrüstung zusammen. In diesem Moment trifft eine starke Böe meine Kamera auf dem Stativ und fällt um. Außer die zwei Schrauben am Lee Filterhalter ist sonst gottseidank alles ganz geblieben. Auf dem Berg kamen gegen 7:00 Uhr Morgens zwei Frauen völlig verschwitzt an, die aber nach einer Viertelstunde die Gegend wieder verließen. Überglücklich und völlig aufgelöst laufe ich zum Auto am Sunrise zurück. Nach einer Frühstückspause geht es zum „White River Campground“, wo ich von dort die Wanderung direkt zum „Emmons Glacier“ starte. Diesmal möchte ich direkt vor den interessanten Gletscherhöhlen stehen. Erst um 10:30 Uhr starte ich die Wanderung über den „Emmons Moraine Trail“ und entdecke auf halber Strecke einen versteckten Wanderpfad hinunter zum „White River“. Ich kämpfe mich durch 2 km wildes Gebiet durch, bevor ich schließlich direkt die große 20-50 Meter hohe Gletscherwand des „Emmon Glacier“ erreiche. Am Gletscher sehe ich zwei große und eine kleine Gletscherhöhle, die ich theoretisch betreten könnte. Die Neugier ist riesig aber wenig später werde ich meine Meinung ganz stark ändern. Ich nähere mich der Eiswand bis auf 10 Meter heran und schieße schöne Fotos. Nach wenigen Minuten kommen schon die ersten Felsbrocken vom Gletscher hinunter geschossen. Der größte Brocken hierbei war etwa fast einen halben Meter vom Durchmesser. Mit lautem Knall und unvorhersehbaren Richtungswechsel nimmt der Felsbrocken ordentlich Fahrt auf und knallt in den Fluss hinein. Das Wasser spritz fast 5 Meter hoch und ich trete sofort den Rückzug an, viel zu gefährlich hier. Fast jede Minute lösen sich Erde oder Gestein von der Eiswand und rollen unvorhersehbar hinunter. Aufgrund des harten Eispanzers rollt nicht nur das Gestein hinunter, es knallt darauf, wird immer schneller und ändert ständig die Richtung. Aus einer sicheren Entfernung lege ich eine Mittagspause ein und beobachte das Geschehen an der Gletscherwand. So nahe vor einem Gletscher zustehen war für mich ebenfalls eine völlig neue Erfahrung gewesen. Am frühen Nachmittag trete ich den Rückweg zum Auto an, fülle am Campground mein Trinkwasser auf und esse ein paar Schnitten. Anschließend fahre ich weiter zum „Paradise Visitor Center“, lade dort Laptop und Smartphone auf. Nach meinem Abendessen entscheide ich mich schließlich spontan heute noch zum „Mount St. Helens National Volcanic Monument“ zu fahren. Während der Fahrt aus dem Nationalpark ist der Sonnenuntergang ebenfalls absolut ein Traum. Ich halte an einer schönen Stelle an der Straße an und beobachte die Wolken, die ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Wie großen Wellen und Tassen leuchten die Wolken zuerst in gelb/weiß/blau und wenig später in orange/blau/violett. Was für ein Wahnsinns Tag heute mit so vielen schönen Momenten. Im Ort Packwood betanke ich das Auto und kaufe Lebensmittel ein. In der Dunkelheit fahre ich durch die Forestgebiete über Randle mit Ziel der „Windy Ridge“. Etwa 7 Meilen vor dem Ziel finde ich einen schönen Schlafplatz an der Straße 99 und gehe gegen 22:30 Uhr schlafen.
Im nächsten Blog schildere ich meine Erfahrungen vom „Mount St. Helens National Volcanic Monument“, wo ich einige Tage bleiben werde.
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