An Tag 5 in Ushuaia beginnt mein dreitägiges Campingabenteuer im Nationalpark Tierra del Fuego (Nationalpark Feuerland). Die meisten Besucher in der Gegend nutzen die Gelegenheit, um den Nationalpark an einem Tag zu erkunden. Das ist viel zu schnell, denn für den Besuch dieser wunderschönen Gegend sollten mindestens 2 bis 3 Tage eingeplant werden. Außerdem bietet der Tierra del Fuego die Chance aus der touristisch überbuchten Stadt Ushuaia zu fliehen und Ruhe sowie Abgeschiedenheit in der patagonischen Natur zu erleben. Am Abreisetag im Hostel „La Posta“ stehe ich sehr zeitig auf und packe alle Sachen für das bevorstehende Abenteuer ein. Nach dem ausgiebigen Frühstück im Hostel, lasse ich einige Sachen in einem separaten Raum verstauen und nehme den Bus um 9 Uhr Richtung Park. Die ersten Kilometer aus der Stadt sind noch in einem guten Zustand, was sich aber sehr rasch ändern wird. Über eine unbefestigte Straße, die stellenweise sehr schlammig und staubig ist, führt der Weg in den Nationalpark hinein. Am Eingang des Tierra del Fuego befindet sich eine Rangerstation. Hier steigen alle Besucher aus und bezahlen die Eintrittsgebühr von 210 ARS (umgerechnet 10 Euro). Da ich einige Probleme am Bankautomaten mit der Bargeldbeschaffung hatte, konnte ich den Eintritt nicht bezahlen. Denn die Parkverwaltung verlangt die Bezahlung in der landestypischen Währung. Es werden weder US-Dollar noch Euro akzeptiert. Glücklicherweise hilft mir eine Frau vom Hostel „La Posta“ aus und bezahlt für mich den Eintritt mit. Das Geld bekommt die nette Frau gleich nach meiner Rückkehr von mir zurück. Anschließend geht die Busfahrt weiter und wir halten an diversen Stationen im Park an. Der Transport im Park mit den Bussen ist eine tolle Sache und vor allem gut organisiert. Im Bus bin ich einer der ganz wenigen Besucher, die einen großen Rucksack mit Campingzubehör dabei haben. Die meisten Menschen erkunden den Park an einem Tag. Dabei starten viele Menschen die Wanderung des Küstenpfades vom „Postamt“ an der Bahia Zaratiegui (Zaratiegui Bucht) in Richtung Rio Lapataia und dem Lago Roca. Am „Postamt“ steige ich in einen kleineren Bus um, der mich tiefer in den Nationalpark bringt. Am späten Vormittag erreiche ich schließlich meinen Campingplatz, die „Verde Creek Campsite“ an der Laguna Verde. Es ist ein traumhafter Ort, um sein Zelt aufzuschlagen. Der freie Campingplatz liegt mitten auf einer „Insel“, umgeben von dem Fluss Rio Ovando und zahlreichen kleinen Teichen. Viele Camper mit Ihren Zelten sind nicht zu sehen, sodass ich mir in Ruhe einen tollen Platz aussuchen kann. Mein Zelt ist zügig aufgebaut und nach einer kleinen Vesperpause packe ich alle Sachen zusammen und beginne die Erkundung des Nationalparks. Erste Ziele der überschaubaren gemütlichen Wanderungen sind heute der Mirador Bahia Lapataia, Los Castores Creek und der Puerto Arias mit dem typisch berühmten „End of the road sign – RN3“. Der erste Abschnitt der Wanderung beginnt auf dem „Senda del Mirador“ und führt zum Aussichtspunkt auf die Bahia Lapataia. Der patagonische Wald auf diesem Wanderweg ist faszinierend. Die Bäume sind nicht besonders groß aufgrund des wohl rauen Klimas in der Region. Der ganze Wald ist überzogen von unzähligen Flechten und Moosen sowie Aufsitzerpflanzen in den Farben Grün, Gelb und Orange und Rot. Einige Zeit später erreiche ich den Puerto Arias mit dem berühmten Schild vom Ende der Ruta Nacional 3. An diesem Ort endet die Straße und weiter südlich geht es mit dem Fahrzeug nicht mehr. Um den Touristentrubel am Puerto Arias zu entfliehen, nehme ich die Wanderung des „La Baliza Trail“ in Angriff. Es ist ein sehr stiller Pfad, der direkt an der südlichen Küstenlinie der Lapataia Bucht entlang führt. Am Ende des Weges lege ich eine Pause ein und stärke mich bei einer kleinen Mahlzeit aus dem Rucksack. Es sind kaum Menschen hier und genau das liebe ich. Zum Nachmittag begebe ich mich wieder zurück zur Hauptstraße und nehme die letzte Wanderung des Tages in Angriff, den „Los Castores Creek“. Es ist ein schöner Pfad, der am Fluss entlang führt, an denen zahlreiche abgestorbene Bäume und große Biberdämme zu finden sind. Zum späten Nachmittag laufe ich die Straße zurück zum Campingplatz und ruhe mich beim Zelt aus. Das Wetter wird richtig schön und die Temperaturen steigen wieder an. Genau die richtige Zeit, um die Gegend um den Campingplatz zu erkunden und einige schöne Fotomotive festzuhalten. Neben dem Aussichtspunkt auf die Laguna Verde entdecke ich eine Schwanfamilie in den Teichen am Rio Ovando. Den Rest des Tages verweile ich am Zelt, säubere meine Kameraausrüstung, esse schön Abendbrot und schreibe das Kosten- und Tagebuch weiter.
Die erste Nacht im Zelt in Patagonien habe ich sehr gut überstanden. Bereits um 7:30 Uhr stehe ich auf, packe alle Sachen in den Tagesrucksack ein und esse Frühstück. Den kurzen Regenschauer warte ich im Zelt ab und schreibe derweil an den Blogtexten für die Webseite weiter. Einige Zeit später wird das Wetter schön und die Sonne kommt heraus. Um 9:30 Uhr starte ich die Wanderung mit Ziel des Küstenwanderpfades an der Bahia Lapataia. Vom Campingplatz laufe ich heute bis zum alten Postamt an der Bahia Zaratiegui, dass sind knapp 10 Kilometer (One-Way) Entfernung. Der erste Abschnitt der Wanderung beginnt an der Laguna Verde bis hin zu den „Comoranes Archioielago“. Über seichte Felshügel mit Sümpfen und kleinen Bäumen führt der Wanderweg zurück zur Ruta Nacional 3. Eine Stunde später erreiche ich den Ausgangspunkt zum Küstenwanderpfad ganz in der Nähe einer Rangerstation und dem Besucherzentrum. Der erste Abschnitt der Wanderung läuft an der Straße entlang, führt anschließend immer tiefer in den Wald hinein und findet schließlich an der Küste der Bahia Lapataia seinen Höhepunkt. Der Pfad ist ein typischer Waldweg, bei dem ich allerdings verschiedene Ökosysteme durchquere. Viele Flechten verzieren die Bäume, große Moose überziehen den Waldboden und blühende Orchideen verstecken sich im Laub. Neben einigen Felsen müssen zahlreiche riesige Wurzeln auf dem Weg überwunden werden. Am frühen Vormittag war es noch sehr windstill gewesen, was sich ab Mittag schlagartig ändert. An der Küste entdecke ich wunderschöne Gesteinsfaltungen und zahlreiche Muscheln in Blau und Violett. Da gerade Ebbe herrscht, sind am Wegesrand viele Tidepools zu entdecken, an den ich einige Zeit verweile. An der Küste ändert der Weg sehr häufig sein Gesicht. Von dunklen Waldabschnitten über kleine Strände bis hin zu Felsvorsprüngen mit schönen Aussichtspunkten machen den Weg zu einem abwechslungsreichen Abenteuer. Eine erste Vesperpause lege ich auf halber Strecke des Küstenwanderpfades direkt auf einer Wiese mit vielen Blumen ein. Anschließend verlaufen die letzten Kilometer immer an der Küste und an Stränden entlang. Um 15:15 Uhr erreiche ich endlich das Postamt an der Bahia Zaratiegui. Starke Winde und leichter Regen mit kühlen Temperaturen lassen mich nicht lange an diesem Ort verweilen. Nach kurzer Pause geht es zügig die gleiche Strecke zum Campingplatz zurück. Die ausgedehnten Wanderungen sind kein Problem, da die Tage in dieser Region zu der Zeit sehr lange sind (ungefähr 16 Stunden Tageslicht). Auf dem Rückweg entdecke ich zahlreiche Tiere am Wegesrand. Von Andengänsen mit Nachwuchs, über Papageien und Echsen bis hin zu vielen Magellan-Spechten. Der Höhepunkt des heutigen Tages war die Sichtung von 3 Magellan-Spechten an einem Ort im Wald, wo ich aus zwei Meter Entfernung wunderschöne Bilder schießen konnte. Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz komme ich schnell voran und erreiche mein Zelt um 18:30 Uhr. Hier wechsel ich meine Sachen, um warm und trocken für die Nacht zu bleiben. Frisches Trinkwasser hole ich mir aus dem Rio Ovando mit Hilfe meines Wasserfiltersystems. Normalerweise kann das Wasser in dieser Gegend auch ohne Filter getrunken werden aber ich gehe auf Nummer sicher. Am Ende des Tages esse ich Abendbrot im Zelt, räume alles auf und schreibe am Kosten- und Tagebuch weiter. Es war ein sehr schöner Wandertag mit richtig guten Wetter gewesen. Hoffentlich bleibt es auch so schön am nächsten Tag.
Die zweite Nacht im Nationalpark konnte ich sehr gut schlafen. Ich stehe um 7 Uhr auf, mache mich frisch und packe alle Sachen für die anstrengende Wanderung zum Cerro Guanaco. Zum Anfang genieße ich das schöne Wetter am morgen und schieße einige tolle Bilder. Die Gipfel der umliegenden Berge sind vom frischen Schnee leicht angezuckert. Das ist typisch in Patagonien. Der viele Niederschlag in der Nacht bringt Neuschnee in den Bergen, der dann im Verlauf des Tages meist wieder verschwindet. Nach einem kleinen Frühstück am Zelt starte ich um 9 Uhr die Wanderung zum 970 Meter hohen Cerro Guanaco. Vom Campingplatz laufe ich auf der Straße zum Besucherzentrum und schließlich am Lago Roca entlang. Nach einer Stunde erreiche ich die Abzweigung des Wanderpfades. Der flache Wanderweg führt weiter nach Hito Richtung chilenische Grenze. Ich aber wähle den Anstieg zum Cerro Guanaco und wage keinen Grenzübertritt zu Fuß. Im dichten Wald führt der stark verwurzelte Weg immer steiler bergauf und die Temperaturen nehmen schnell ab. Im Gegensatz zur Laguna Esmeralda ist der erste Teil der Wanderung nicht schlammig oder matschig. Je weiter ich an Höhe gewinne, desto schlechter wird das Wetter. Von Regen bis hin zu Hagel ist am Vormittag alles dabei, die Sicht auf die umliegende Landschaft wird immer schlechter. Ich gebe nicht auf und ziehe die Wanderung durch, es ist schließlich mein letzter Tag im Nationalpark. Ab einer bestimmten Höhe ändert sich die Vegetation und der Pfad wird eine richtige Herausforderung. Auf etwa einem Kilometer Länge muss ich ein riesiges Schlamm- und Sumpfgebiet durchqueren, deren Ausmaß und Härte der Laguna Esmeralda bei weitem übertrifft. Einige Zeit später mit völlig verdreckten Hosen und Schuhen, erreiche ich das erste Plateau und kann den Cerro Guanaco entdecken. Der Blick auf den Gipfel offenbart nichts Gutes, denn der letzte Anstieg hat es in sich. Der letzte Kilometer geht sehr steil im alpinen Areal nach oben. An kleinen Bächen auf dem Plateau säubere ich so gut es geht meine Wanderschuhe und ruhe mich kurz aus. Dann starte ich den letzten Kraftakt und begebe mich zum Gipfel. Völlig durchgeschwitzt und bei leichtem Regen mit null Sicht erreiche ich gegen 13 Uhr den Cerro Guanaco. Ich wechsel sofort meine nassen Klamotten, um warm und trocken zu bleiben. Es dauert nicht lange und am Berg setzt heftiger Schneefall ein, was für ein blödes Wetter. Ich suche mir einen etwas sicheren Platz, lege eine Vesperpause ein und kann sogar einen Fuchs am Gipfel entdecken. Nach 40 Minuten bitterer Kälte wird das Wetter wieder besser und die Sicht klart auf. Die Sonne kommt heraus und beschert mir eine tolle Belohnung mit Blick auf die riesige Landschaft im Tierra del Fuego. Ich kann die gesamte Bahia Lapataia mit dem Beagle-Kanal und den umliegenden Bergen erkennen. Auf dem Cerro Guanaco bleibe ich bis 14:30 Uhr und trete danach den Rückweg zum Campingplatz an. Über einige felsige Abkürzungen bis hin zu schlammigen Passagen mit rutschigen Wurzeln haut es mich ausgerechnet auf dem Rückweg zweimal auf den Hintern. Außer leichten Blessuren ist nichts weiter passiert. Neben Israelis und Deutschen habe ich bei der Wanderung auch ein paar Argentinier getroffen. Die Distanz von der Abzweigung am Lago Roca bis zum Gipfel beträgt 4 Kilometer (One-Way). Alles in allem war ich über 6 Stunden unterwegs gewesen und erreiche um 16:30 Uhr mein Zelt an der Laguna Verde. Ich ruhe mich kurz aus und packe anschließend alle Outdoorsachen ein. Der letzte Bus, der vom Nationalpark nach Ushuaia fährt, kommt etwa 17 Uhr am Campingplatz an. Ich fahre zurück zur Stadt und stärke mich während der Fahrt mit viel Essen und Trinken. In Ushuaia hebe ich problemlos die ersten 2.000 ARS bei der HSBC Bank ab, kaufe Lebensmittel ein und laufe vollgepackt mit allen Sachen zum Hostel „La Posta“ zurück. Um 19 Uhr komme ich im Hostel „La Posta“ an, checke ein und gebe der Frau die 210 ARS vom Nationalparkeintritt zurück. Die nächsten drei Nächte werde ich in einem großen 8-Bett-Zimmer verbringen und die werden bestimmt nicht mehr so erholsam wie im Zelt. Am Ende des Tages bereite ich mir ein warmes Abendessen zu, dusche mich und schreibe das Tagebuch. Das war vielleicht ein anstrengender aber auch wunderschöner Tag heute gewesen.
Im darauffolgenden Beitrag berichte ich über zwei sehr schöne erlebnisreiche Tage mit dem Veranstalter Pira Tours. Ich nehme an Pinguintouren teil und begebe mich auf Isla Martillo, Estancia Harberton und den Leuchtturm Faro Les Eclaireurs.
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